Dienstag, den 14. Mai 1935
2. Mose 32,30-32
Wir erblicken in Mose hier nicht nur eine herrliche Darstellung Jesu Christi, unseres göttlichen Mittlers und Hohenpriesters - Mose ist hier auch das hohe und anspornende Vorbild für jeden Beter! - Bitten und flehen vor Gott für andere ist eine Arbeit, in welcher jeder wahre Glaubende seine Aufgabe finden sollte und seinen höchsten Vorzug! Jede Not in dieser armen Welt und jeder Funke von göttlicher Liebe in unserem Herzen drängt uns zur Ausübung dieses hohen, uns gegebenen Vorrechtes: Fürbitter bei Gott zu sein! Nimm dem Glaubenden die Kraft des Gebets für andere, und du zerstörst die beste und höchste Fähigkeit seiner neuen Natur! - Wenn eine Mutter nicht für die Seele ihrer Kinder beten kann, dann ist das Edelste der Mutterschaft geschwunden. Wenn ich nicht über alle toten Formen und Gesetze weg mich tragen lasse durch eine große, göttliche Liebe in die Gegenwart Gottes, um für meine Mitgläubigen am Throne Gottes niederzusinken und das Herz Gottes zu erreichen - welche Frucht wird mein Leben dann bringen? (Vgl. Joh. 15,7. 8. 16. 17.) - Jeden Tag, jede Stunde, jede Minute geschehen in dieser dunklen Welt Wunder der Macht und Barmherzigkeit Gottes, herabgeholt vom Himmel durch das obsiegende Flehen heiliger Männer und Frauen Gottes. (Lies Esther 4,15-5,3; 8,3. 4. 6.) „O daß Du die Himmel zerrissest, herniederführest, daß vor Deinem Angesicht die Berge erbebten,...um Deinen Namen kundzutun Deinen Widersachern!“ - Ja, die Gebete der Heiligen erwirken es, daß Gott in Seiner Majestät die finstersten Wolken durchbricht und die Sonne Seiner Gnade hineinleuchten läßt in die dunkelsten, gottentfremdetsten Herzen. „Denn von altersher hat man nie von einem Gott gehört noch vernommen - hat kein Auge einen Gott erblickt außer Dir, der Sich in mächtigen Taten erweist für den, der auf Ihn harrt und vertraut! Ja, wunderbar kommst Du dem entgegen, der seine Freude darin findet, praktische Gerechtigkeit zu üben. Du neigst Dich zu denen, die auf Deinen Wegen wandeln und dabei ihr Herz auf Dich richten!“ [Lies Jes. 64,1-12.] - Es gibt Männer und Frauen, die sich immer neu füllen lassen mit dem Feuer der göttlichen Liebe und Kraft - die durch ihr heißes, anhaltendes Ringen und Kämpfen für andere, störrige Geister willig machen und harte Herzen schmelzen - deren Gebete Teufel austreiben und dem Heiligen Geiste Raum und Bahn machen in Menschenherzen! - Die Gebetshände der Heiligen umklammern die Füße des Allmächtigen: „Herr, bleibe bei uns, denn es will Abend werden!“ - Josua gebietet der Sonne, stille zustehen, und eines Elia Gebete umspannen und beeinflussen Himmel und Erde: „Er war ein Mensch von gleichen Gemütsbewegungen wie wir, und dennoch: auf sein ernstliches Gebet, daß es nicht regnen möge, regnete es nicht auf der Erde drei Jahre und sechs Monate! Und wiederum betete er, und der Himmel gab Regen, und die Erde brachte von neuem ihre Frucht hervor. - Wahrlich, das inbrünstige Flehen eines Gerechten vermag viel!“ [Jak. 5,16-18; 2. Kor. 10,4. 5.]
Wer auf den Knien ringt -
Wer auch in Nacht und Kerker
Noch Dankespsalmen singt.
Er weiß, daß Gottes Wege
Nie enden in der Nacht,
Und daß nach Sturm und Wetter
Die Frühlingssonne lacht!
Der Menschen Sünd und Not -
Auf seinen Knien findet
Er Trost bei seinem Gott.
Hier hört er Quellen rauschen
Von ewigjunger Kraft -
Hier sieht er Gott am Werke,
Der herrlich Neues schafft!