Sonntag, den 25. März 1934
2. Mose 14,13.14
Und Mose sprach zu dem Volke: „Fürchtet euch nicht. Stehet und sehet die Rettung des Herrn, die Er euch heute schaffen wird. Denn die Ägypter, die ihr heute sehet, die werdet ihr hinfort nicht mehr sehen ewiglich. Der Herr wird für euch streiten, und ihr werdet stille sein!“ - „Stille sein“, das ist die erste Bedingung, wenn uns geholfen werden soll – die wichtigste innere Einstellung, die unser Glaube angesichts einer hereingebrochenen Not oder Prüfung einnehmen soll und einnehmen darf. Dem natürlichen Menschen allerdings ist es ganz unmöglich, stille zu werden und stille zu sein, wenn alles dazu angetan ist, uns zu erschrecken, zu ängstigen, ja, uns zu vernichten! – Wer einigermaßen die Ruhelosigkeit und die Angst des menschlichen Herzens in der Voraussicht von Trübsalen oder beim Anblick großer Schwierigkeiten kennt, der weiß, daß ein wirkliches, heiliges Stillewerden und Stillesein nur von oben her geschenkt – nur durch den Heiligen Geist gewirkt werden kann in unserer Seele! Welch köstliche Hilfe ist dem Kinde Gottes die Aufforderung: „Sei stille dem Herrn und warte auf Ihn!“ – „Befiehl Ihm deinen Weg und vertraue auf Ihn! Dann wird Er handeln; ja, vertraue still dem Herrn und harre auf Ihn!“ [Lies Klagel. 3,22-27.] – In den langen und mannigfaltigen Leiden, Bedrängnissen und Schwierigkeiten seiner Verfolgungszeit hatte David wirklich gelernt, stille zu halten und stille zu werden: „Nur auf Gott vertraut still meine Seele; von Ihm kommt meine Rettung. Nur Er ist mein Fels und meine Rettung, die hohe Festung, in der ich mich berge. Deshalb werde ich nicht wanken! Auf Gott ruht mein Heil und meine Herrlichkeit; der Fels meiner Stärke, meine Zuflucht ist in Gott!“. (Lies Hebr. 10,35-39; Jak. 5,7-11.) – Unser natürliches Herz meint, unbedingt etwas unternehmen zu müssen, um die Lage zu ändern, die Not zu wenden. Aber was vermögen wir? – Was konnten die Kinder Israel tun am Roten Meer? Konnten sie dessen Fluten austrocknen? Vermochten sie die Felswände, welche sie einengten, zu durchbrechen und sich einen Ausweg zu schaffen, auf welchem sie den Ägyptern entfliehen konnten? Waren sie imstande, das glänzende Kriegsheer Pharaos zu vernichten? Unmöglich! Sie standen da, umschlossen von einer undurchdringlichen Mauer von Schwierigkeiten – solcher Schwierigkeiten, bei deren Anblick die Natur zittern und vor Angst vergehen mußte – nur ihre vollständige Ohnmacht fühlen konnte! – Nein wir erreichen nichts durch unsere Unruhe und unser ängstliches Sorgen. Wir vermögen ja nicht ein Haar weiß oder schwarz zu machen, noch unserer Größe eine Elle hinzuzusetzen, noch mit unserem Sorgen unser Leben auch nur um eine kurze Spanne Zeit zu verlängern! Unser Unglaube schafft uns nur neue Schwierigkeiten, oder er vergrößert die bereits vorhandenen; und dann treibt er uns an, sie durch unsere eigene, unruhige und nutzlose Tätigkeit zu beseitigen. So hüllen wir uns gar oft in eine dichte Staubwolke ein, die uns hindert, die Rettung zu schauen, welche der Herr uns bereitet hat. Nur wenn wir Angst und Furcht als Unglauben und Sünde verurteilen und hinwegtun – nur wenn wir unseren Gott durch ein kindliches und zuversichtliches Vertrauen auch im dunkelsten Augenblick ehren, kann Er Sich offenbaren zu unserer Hilfe! Jesus spricht: „Habe Ich dir nicht gesagt, wenn du vertrauen würdest, so würdest du die Herrlichkeit Gottes sehen?“ (Lies Ps. 18,17-19 [Luth. 18-20].)