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16. Warum Noah Hams Sohn, Kanaan, verfluchte und zum Sklaven Sems und Jafets machte (1. Mose 9,20-29)
1. MOSE 9,20-24
20 Noah aber fing an und ward ein Ackermann und pflanzte Weinberge. 21 Und da er von dem Wein trank, ward er trunken und lag in der Hütte aufgedeckt. 22 Da nun Ham, Kanaans Vater, sah seines Vaters Blöße, sagte er's seinen beiden Brüdern draußen. 23 Da nahmen Sem und Japheth ein Kleid und legten es auf ihrer beider Schultern und gingen rücklings hinzu und deckten des Vaters Blöße zu; und ihr Angesicht war abgewandt, daß sie ihres Vater Blöße nicht sahen. 24 Als nun Noah erwachte von seinem Wein und erfuhr, was ihm sein jüngster Sohn getan hatte,
SPRÜCHE 23,29-35
29 Wo ist Weh? wo ist Leid? wo ist Zank? wo ist Klagen? wo sind Wunden ohne Ursache? wo sind trübe Augen? 30 Wo man beim Wein liegt und kommt, auszusaufen, was eingeschenkt ist. 31 Siehe den Wein nicht an, daß er so rot ist und im Glase so schön steht. Er geht glatt ein; 32 aber danach beißt er wie eine Schlange und sticht wie eine Otter. 33 So werden deine Augen nach andern Weibern sehen, und dein Herz wird verkehrte Dinge reden, 34 und wirst sein wie einer, der mitten im Meer schläft, und wie einer schläft oben auf dem Mastbaum.
Als die große Flut vorüber war, war der Kampf des Menschen mit der Natur viel härter geworden. Der Ackerbau erforderte einen starken Krafteinsatz. Nun begann Noah einen Weinberg zu pflanzen. So wertvoll und gesundheitsfördernd der Genuß der Trauben ist – so helfend für Kranke uns Schwache ein guter Wein sein kann, so liegt doch die Gefahr äußerst nahe, daß zuviel getrunken wird! Jede gute Gabe in der Schöpfung Gottes kann dem Menschen zur Versuchung und zum Schaden werden, entweder dient sie ihm oder sie verführt ihn. Ernste Vorsicht und Wachsamkeit muß die Grenze merken und auf Gottes Warnungen achten. Am Schluß der Sprüche heißt es: „Nicht für Könige ziemt es sich, Wein zu trinken, noch für Fürsten zu fragen: Wo ist starkes Getränk, damit man nicht trinke und des Vorgeschriebenen vergesse und verdrehe beim Rechtsspruch die Sache des Armen und Elenden!“ [Spr. 31,4.5; vgl. auch Spr. 20,1.]
Einst – vor der Flut – war Noah stark gewesen wie ein Fels einem ganzen Zeitalter gegenüber, das sich berauschte an den großen Kulturschöpfungen seines eigenen Geistes. Doch derselbe Noah fiel, als er auf der aus dem Gericht neuerstandenen Erde Weinstöcke zog und deren Früchte genoß. Hätte Noah geahnt, wohin er geraten würde, er hätte nie dem Wein so gehuldigt, daß er trunken geworden wäre! [Lies Jer. 35,1-14.]
Es liegt für uns eine große Tragik darin, daß auch der erlöste Mensch wieder zu Fall kommen kann. Die Schrift ruft uns zu: „Wer da meint daß er stehe, der sehe wohl zu, daß er nicht zu Fall komme!“ Daß der Wein die Sinne berauscht und zur Sünde den Weg bahnt, das weiß jeder, der das Leben kennt. Mancher Mensch, der der Versuchung fleischlicher Sünden entronnen war, kommt immer wieder zu Fall, wenn er nicht bald dem Alkohol völlig entsagt.
(Donnerstag, 2. Februar 1950)