BIBELLESEZETTEL von Chr. von Viebahn

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JAHRGANG 1923
Januar 1923

Sonnabend, den 27. Januar 1923


Psalm 131,2

„Gleich einem entwöhnten Kinde bei seiner Mutter - gleich dem entwöhnten Kinde ist meine Seele in mir!“ Im Morgenland entwöhnen die Mütter ihre Kinder viel später als bei uns. Wir können uns leicht denken, daß die Sache dadurch nicht leichter wird! Das gibt einen Kampf. Dem Kinde wird sein größtes Labsal und sein Trost genommen, und es ärgert und härmt sich, wird unruhig und verdrießlich! Es macht den ersten großen Kummer seines Lebens durch, und sein kleines Herz ist in nicht geringer Aufregung! Doch bringt die Zeit nicht nur Milderung des Schmerzes, sondern den vollen Abschluß des Kampfes! Es dauert nicht allzulange, so ist das Knäblein ganz zufrieden, seine Nahrung am Tisch mit den Geschwistern zu bekommen. Es zürnt seiner Mutter nicht mehr, sondern birgt sein Haupt eben an dem Busen, nach welchem es einst so schmerzlich schmachtete. Ist auch der Born versiegt, das Kindlein weint nicht mehr, und in der Mutter Schoß fällt es in süßen Schlaf. Es ist nicht entwöhnt von seiner Mutter, sondern nur von der Nahrung, die sie ihm gab - und ist herzlich froh, daß es sie selbst hat und bei ihr sein darf.

Es ist ein erfreuliches Zeichen des Heranwachsens aus dem geistlichen Kindesalter, wenn wir manche geistlichen Wohltaten und Tröstungen missen können, die uns zuvor unentbehrlich erschienen und unseres Herzens Trost und Erquickung eben bei Dem finden können, der uns jene Segnungen entzieht, um uns höhere geben zu können! Das kindische Schreien und Klagen muß verstummen; der Herr will nun zu uns reden „als zu Verständigen“. (1. Kor. 10,15; Eph. 5,17.) Wir lernen es nach und nach, selbst wenn der Herr uns unsere liebste Freude nimmt, uns unter Seinen Willen zu beugen ohne einen murrenden Gedanken. - „Wenn ich nur Dich - Dich Selbst! - habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde!“ Das kann nur eine innerlich geläuterte, gelöste und gereifte Seele in Wahrheit sagen! (Lies Psalm 119,33-40.)

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