Freitag, den 26. Januar 1923
Psalm 131,2
Selbstbeherrschung und Sanftmut sind Tugenden, die mit der Demut in engem Zusammenhang stehen. „Eine erbrochene Stadt ohne Mauer - so ist ein Mann, dessen Geist Beherrschung mangelt!“ Und andererseits: „Besser, ein Langmütiger als ein Held, und besser, wer seinen Geist beherrscht, als wer eine Stadt erobert!“*) Unruhe, Sorgen, Überarbeitung wollen oft auf unsere Seele einstürmen und sie überwältigen. Nur wenn ich zu meinem starken Gott die Zuflucht nehme - bei Ihm mich berge, kann ich die Ängste und Unruhen meiner Seele beschwichtigen und stillen. Wenn ich mein Herz einige zur Furcht Seines Namens (Ps. 86,11) und zum Vertrauen gegenüber Seiner Liebe, Weisheit und Macht, dann werde ich wirklich stille, mögen die Umstände sein wie sie wollen! (Lies Ps. 42,1-11; Spr. 18,10.) Wie Jesus einst mit einem Wort Sturm und Wellen stillte, so kann Er auch heute die Wogen und Wellen deines unruhigen Herzens glätten, daß es auch da heißt: „Und es ward eine große Stille!“
Und demutsvoll und klein!
O, möchtʼ Dein heilʼger Wille
Stets auch der meine sein!
Die Wünsche, die sich regen
In meinem Geist und Sinn,
Ich will sie stille legen
Zu Deinen Füßen hin!
An Deinem Herzen ruhn,
Nichts planen und nichts treiben,
Nur Deinen Willen tun!
Laß mich gottselig leben,
Dir trauend allezeit -
Dir völlig hingegeben
In Gottgelassenheit!
*) In 2. Petr. 1,5-11 nennt der Apostel neben anderen Tugenden, die wir mit allem Fleiß zur Ehre Gottes üben und pflegen sollen, die „Enthaltsamkeit“ oder „Selbstbeherrschung“; sie ist eine der kostbarsten Früchte des Heiligen Geistes: Gal. 5,22.23; Tit. 2,1.2.