Sonnabend, den 2. Juni 1917
1. Johannes 1,9a
Im Gegensatz zu dem in Vers 8 erwähnten schädlichen Selbstbetrug wird den Kindern Gottes hier der rechte Weg gezeigt, um praktisch von der Sünde immer freier und reiner zu werden, der Weg des Bekennens der Sünden! (Lies Ps. 32, 1-5). Was irgend mir vom Geiste und Worte Gottes als ungöttlich gezeigt wird, darüber soll ich nicht gleichtgültig und hochmütig hinweggehen, sondern vielmehr mich beugen, indem ich es zugebe und bekenne. Ob und in welchen Fällen dies auch ein Bekenntnis vor Menschen sein soll, führt der Apostel hier nicht aus. Absichtlich jedenfalls sagt er nicht, wem gegenüber das Bekennen geschehen soll. Daß wir mit unserer Schuld – sei sie klein oder größer – wirklich zum HErrn kommen, bis vor Sein heiliges Angesicht durchdringen und Ihm aufrichtig und ganz jeden Fehltritt sagen müssen, das ist ganz unerläßlich, wenn wir nicht innerlich geschieden von Ihm bleiben und in Dunkelheit des Herzens und des Wandels geraten wollen. Haben wir jedoch gegen Menschen gesündigt, so haben wir in den allermeisten Fällen auch diesen unser Unrecht einzugestehen und abzubitten.* Wenn wir es überhaupt aufrichtig meinen, wird der Geist Gottes uns dies klar empfinden lassen, ja uns dazu drängen! Und dann wollen wir ihn nicht dämpfen und betrüben, sondern Ihm gehorchen. – Häufig treibt uns der Geist Gottes auch, vor Menschen eine Sünde zu bekennen, die vielleicht nicht gerade eine Verfehlung an den Betreffenden oder an Menschen überhaupt war. Wir spüren jedoch einfach, daß wir keine Vergebung und Ruhe bekommen, ehe wir die Sache nicht aufrichtig und ganz vor einem Mitgläubigen ausgesprochen haben – mündlich oder wenn das nicht möglich ist, schriftlich! In solchem Falle wird der HErr uns nicht im Unklaren lassen, zu wem wir mit unserem Bekenntnis kommen, wem wir uns anvertrauen sollen.** - Wer wirklich vor Gott über seine Sünde Leid trägt, der wird sich auch nicht vor der Demütigung scheuen, die das Schuldbekenntnis vor Menschen mit sich bringt!