Sonntag, den 30. Juli 1916
Psalm 97,10b
Es ist sehr beachtenswert, daß erst nach der Ermahnung an die Gläubigen, das Böse zu hassen, die Versicherung kommt, daß der HERR die Seelen Seiner Frommen bewahrt! Es gibt viele Gläubige, welche wohl den HERRN bitten, sie vor Sünde und Ungöttlichem zu bewahren; aber der HERR kann ihre Bitte nicht erhören! Warum nicht? Weil sie die vorangegangene Mahnung unbeherzigt lassen und weil es bei ihnen noch nie voll und ganz Herzenssache geworden ist, alles Sündliche als gottfeindlich anzusehen und mit ganzem Herzen Stellung dagegen zu nehmen. Kurz gesagt, sie hassen das Böse noch nicht aus tiefster Seele, sie haben noch nicht jedes Band mit der Welt, der Eitelkeit und Unlauterkeit zerschnitten! Es ist noch eine geheime Liebe da zu Dingen, die Gott entgegen sind und es fehlt noch in vielen Stücken an der dankbaren und gehorsamen Willenshingabe an den HERRN! Darum erkennen solche Herzen zahlreiche Dinge noch nicht einmal als Gott und Seinem Wort entgegen, geschweige, daß sie sich davon trennen! Wie sollte der HERR sie davor bewahren können? Er kann mich nur insoweit vor dem Bösen und Verkehrten bewahren, als ich mich mit dem Herzen davon gelöst habe und in Lauterkeit an Ihm Selbst hange!