Vorige Andacht -- Nächste Andacht
10. Mose gehorcht dem HERRN und bringt zwei neue Steintafeln auf den Sinai (2. Mose 34,1-4)
2. Mose 34,1-4
1 Und der HERR sprach zu Mose: Haue dir zwei steinerne Tafeln, wie die ersten waren, daß ich die Worte darauf schreibe, die auf den ersten Tafeln waren, welche du zerbrochen hast. 2 Und sei morgen bereit, daß du früh auf den Berg Sinai steigest und daselbst zu mir tretest auf des Berges Spitze. 3 Und laß niemand mit dir hinaufsteigen, daß niemand gesehen werde um den ganzen Berg her; auch kein Schaf noch Rind laß weiden gegen diesen Berg hin. 4 Und Mose hieb zwei steinerne Tafeln, wie die ersten waren, und stand des Morgens früh auf und stieg auf den Berg Sinai, wie ihm der HERR geboten hatte, und nahm die zwei steinernen Tafeln in seine Hand.
Mose empfängt den Befehl: „Halte dich für morgen bereit, und steige früh am Morgen auf den Berg Sinai, um dort vor Mir auf dem Gipfel des Berges zu erscheinen!“ - Jede Begegnung mit Gott bedarf von unserer Seite einer Vorbereitung und Zubereitung. Wenn wir uns zu dieser nicht hergeben, werden wir keine Begegnung mit Gott erleben! (Lies Jer. 29,12-14a; Amos 4,12b; 5,4-6.)
Gott wohnt in der Höhe, im Heiligtum; Er ist „der selige und alleinige Machthaber, der König der Könige und Herr aller Herren - Er, der allein Unsterblichkeit besitzt, der in einem Unzugänglichen Licht wohnt - den kein Mensch gesehen hat noch sehen kann!“ - Wollen wir Sein Angesicht suchen und finden, so gilt es, uns loszumachen von allem, unsere Seele zu verinnerlichen und uns aufzuschwingen: „Zu Dir, Herr, erhebe ich meine Seele!“ - Wie gut hat David dies gekannt; dreimal spricht er dieses Wort in seinen Psalmen aus! (Ps. 25,1; 86,4; 143,8.)
„Niemand soll mit dir hinaufsteigen!“ - Zu unserer inneren Zubereitung im Dienst des Herrn gehört immer wieder das gänzliche Alleinsein mit Gott. Was wir da empfangen, wird uns unvergeßlich bleiben für unser Leben - ist uns unentbehrlich für unseren Dienst! - Niemand sollte auch nur von weitem gesehen werden auf dem ganzen Berge; selbst Kleinvieh und Rinder durften jetzt nicht gegen den Berg hin weiden. [Vgl. 2. Mos. 19,12-24.]
Jeder Anblick und jede Ablenkung wird als störend empfunden, wenn Gott in heiliger Majestät zu uns reden will! - Was bedeuteten doch jene drei Jahre in der Einsamkeit für den Apostel Paulus, ehe er von Gott in den öffentlichen Dienst des Evangeliums gerufen wurde! - Denken wir auch an das innerlich gänzliche Alleingestelltsein Josephs in Ägypten für Jahre! [1. Mos. 45,8a!]
„Und Mose stand früh am Morgen auf und stieg auf den Berg Sinai.“ Die Morgenfrühe hat für unser inneres Leben viel zu bedeuten! „Früh am Morgen wirst du, Herr, meine Stimme hören; frühe werde ich mein Anliegen Dir vorstellen und auf Deine Antwort harren!“ - Besonders wenn es gilt, einen göttlichen Befehl auszuführen, wollen wir uns gleich - frühe - aufmachen, wie wir das hören von Abraham (1. Mos. 19,27) - von Josua (Jos. 3,1) - von Hiob (Hiob 1,5).
So durfte Mose - in der Felsenkluft geborgen und von Gottes eigener Hand gedeckt - eine neue Offenbarung von Gott vernehmen und huldigend vor Ihm niedersinken. - Jede neue Offenbarung und Gnadenmitteilung von Gott bedeutet für uns einen Schritt zur Reife - einen Schritt näher der Vollendung - einen Schritt naher der Herrlichkeit! - Je mehr wir von Gott und Seiner Herrlichkeit empfangen und erkennen, desto tiefer dürsten wir nach noch mehr von Ihm. - Der Glaube wird kühner. je höher er steigt! Jedes Schmecken neuer Segnungen macht uns hungernder und dürstender nach weiteren Offenbarungen Gottes; wir wagen, mehr zu erflehen als zuvor! - bis wir den Höhepunkt der Herrlichkeit - die Vollendung aller Segnung im Himmel erreicht haben! - Sehr müssen wir daran zweifeln, ob unser Glaube rechter Art ist, wenn wir unsere Ziele nicht höher stecken - wenn wir nicht mehr von Gott und Seiner Herrlichkeit zu erfassen vermögen als heute vor einem Jahre! - Wie wird es sein, wenn es heißt: „Und Gott wird jede Träne von ihren Augen abwischen; und der Tod wird nicht mehr sein, noch Trauer, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein, denn das Erste ist vergangen!“ Dann ist jene Herrlichkeit angebrochen, nach der das Herz Moses, des großen Dieners Gottes, schmachtete - nach der das Innerste unseres neuen Menschen so sehnlich verlangt.
Flög ich über Tal und Hügel
Heute noch nach Zions Höhn!
(Mittwoch, 5. Juni 1935)