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14. Josef deutet die Träume Pharaos, die erst reiche und dann magere Ernte ansagen, und schlägt einen Handlungsplan vor (1. Mose 41,14-36)
1. MOSE 41,14-36
14 Da sandte Pharao hin und ließ Joseph rufen; und sie ließen ihn eilend aus dem Gefängnis. Und er ließ sich scheren und zog andere Kleider an und kam hinein zu Pharao. 15 Da sprach Pharao zu ihm: Mir hat ein Traum geträumt, und ist niemand, der ihn deuten kann; ich habe aber gehört von dir sagen, wenn du einen Traum hörst, so kannst du ihn deuten. 16 Joseph antwortete Pharao und sprach: Das steht bei mir nicht; Gott wird doch Pharao Gutes weissagen. 17 Pharao sprach zu Joseph: Mir träumte ich stand am Ufer bei dem Wasser 18 und sah aus dem Wasser steigen sieben schöne, fette Kühe; die gingen auf der Weide im Grase. 19 Und nach ihnen sah ich andere sieben, dürre, sehr häßliche und magere Kühe heraussteigen. Ich habe in ganz Ägyptenland nicht so häßliche gesehen. 20 Und die sieben mageren und häßlichen Kühe fraßen auf die sieben ersten, fetten Kühe. 21 Und da sie sie hineingefressen hatten, merkte man's nicht an ihnen, daß sie die gefressen hatten, und waren häßlich gleich wie vorhin. Da wachte ich auf. 22 Und ich sah abermals in einen Traum sieben Ähren auf einem Halm wachsen, voll und dick. 23 Darnach gingen auf sieben dürre Ähren, dünn und versengt. 24 Und die sieben dünnen Ähren verschlangen die sieben dicken Ähren. Und ich habe es den Wahrsagern gesagt; aber die können's mir nicht deuten. 25 Joseph antwortete Pharao: Beide Träume Pharaos sind einerlei. Gott verkündigt Pharao, was er vorhat. 26 Die sieben schönen Kühe sind sieben Jahre, und die sieben guten Ähren sind auch die sieben Jahre. Es ist einerlei Traum. 27 Die sieben mageren und häßlichen Kühe, die nach jenen aufgestiegen sind, das sind sieben Jahre; und die sieben mageren und versengten Ähren sind sieben Jahre teure Zeit. 28 Das ist nun, wie ich gesagt habe zu Pharao, daß Gott Pharao zeigt, was er vorhat. 29 Siehe, sieben reiche Jahre werden kommen in ganz Ägyptenland. 30 Und nach denselben werden sieben Jahre teure Zeit kommen, daß man vergessen wird aller solcher Fülle in Ägyptenland; und die teure Zeit wird das Land verzehren, 31 daß man nichts wissen wird von der Fülle im Lande vor der teuren Zeit, die hernach kommt; denn sie wird sehr schwer sein. 32 Daß aber dem Pharao zum andernmal geträumt hat, bedeutet, daß solches Gott gewiß und eilend tun wird. 33 Nun sehe Pharao nach einem verständigen und weisen Mann, den er über Ägyptenland setze, 34 und schaffe, daß er Amtleute verordne im Lande und nehme den Fünften in Ägyptenland in den sieben reichen Jahren 35 und sammle alle Speise der guten Jahre, die kommen werden, daß sie Getreide aufschütten in Pharaos Kornhäuser zum Vorrat in den Städten und es verwahren, 36 auf daß man Speise verordnet finde dem Lande in den sieben teuren Jahren, die über Ägyptenland kommen werden, daß nicht das Land vor Hunger verderbe.
2. KORINTHER 3,5
Nicht, daß wir tüchtig sind von uns selber, etwas zu denken als von uns selber; sondern daß wir tüchtig sind, ist von Gott
Als Pharao Joseph holen ließ, mußte dieser in aller Eile seine Haare scheren lassen, andere Kleider anziehen, und darauf wurde er in den Palast geführt. Dort empfing ihn der Pharao mit den Worten: „Man hat mir gesagt, du verstehst Träume zu deuten!“ In aller Bescheidenheit und Ruhe steht Joseph vor dem König und entgegnet ihm: „ Das steht nicht bei mir! Aber Gott wird kundtun, was dem Pharao zum Heile dient!“ [Lies Dan. 2,17–23; vgl. 1. Kor. 1,30.]
Und dann erzählt der Pharao vor all den Traumdeutern und Gelehrten Joseph seine bedeutungsschweren Träume! Josephs Auslegung ist so schlicht wie möglich – aber so schlicht sie ist, so einleuchtend ist sie auch. – Im Namen des lebendigen Gottes kündigt er dem Pharao sieben Hungerjahre an für das ganze Land. Zuvor aber würden sieben „fette Jahre“ kommen, durch deren Ertrag man sich in den Hungerjahren würde durchbringen können. Zum Schluß bringt Joseph schlicht aber bestimmt noch einen Vorschlag vor den König. Der König solle sich umsehen nach einem mit Weisheit ausgerüsteten Mann, der die Vorbereitungen auf die Hungerjahre im ganzen Land in die Hand nehmen könne – dem der geeignete Beamtenapparat beigegeben werde. – Wenn man dies liest, so kann man nur staunen, welches Maß von Weisheit, von praktischem Sinn Joseph hier beweist. Wahrlich, nur sein Umgang mit Gott und der ihm in hohem Maß verliehene göttliche Geist konnte ihm solche Weisheit geben! Was später von Salomo geschrieben steht, läßt sich hier von Joseph sagen: Gott gab ihm Weisheit und sehr große Einsicht und einen Verstand, so weitreichend wie der Sand, der am Ufer des Meeres liegt, so daß seine Weisheit größer war als die Weisheit aller Bewohner des Morgenlandes, ja, als alle Weisheit Ägyptens!“ [1. Kön. 4,29.30; (Luther 5,9.10); vgl. Spr. 4,11–13.]
(Samstag, 1. August 1953)