BIBELLESEZETTEL von Chr. von Viebahn

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JAHRGANG 1935
August 1935

Freitag, den 9. August 1935


2. Mose 36,14-18

Wir sahen schon, daß diese Ziegenhaardecke nach allen Seiten hin länger war als die Cherubimdecke, diese also völlig überdeckte. So mußte der Herr Jesus Seine wunderbare Herrlichkeit als Mensch auf Erden verbergen unter Ernst und Strenge solchen gegenüber, die in ihrer großen Selbsttäuschung meinten, Gott nahezustehen und heiliger zu sein als andere, die aber dabei in Unreinheit und Verblendung steckten und völlig jene Gaben mißachteten und von sich stießen, die Gott ihnen in Seinem geliebten Sohn nahebrachte! - Wir denken z. B. an die Schriftgelehrten und Pharisäer, über welche der Herr Jesus ein siebenfaches „Wehe“ ausrufen mußte - die Er Narren und Blinde, Heuchler, ja Schlangen und Otternbrut nennen - denen Er die Schuld geben mußte an allem ungerechten Blut, das je auf Erden vergossen wurde - anfangend mit dem Blute Abels, des Gerechten! - Wenn gerade an der Vorderseite der Stiftshütte, also am Eingang derselben, dieser Teppich um ein Stück zurückgeschlagen - also gerade hier verdoppelt sein sollte, so möchten wir dies folgendermaßen deuten: Gerade solchen, die in taktloser Weise in das Geheimnis der Person oder des Tuns Christi eindringen wollten, ohne Ihn wirklich als Erlöser und Heiland zu suchen und zu begehren - ihnen trat Jesus mit doppelter Strenge entgegen! - Als z. B, in den letzten Tagen in Jerusalem die Hohenpriester und die ältesten Ihn fragten: „In welcher Vollmacht tust Du diese Dinge, und wer hat Dir dieses Recht gegeben? - da stellte Jesus ihnen eine Gegenfrage; und als sie diese nicht beantworten konnten, weil sie sie nicht beantworten wollten - als sie heuchlerisch sagten: „Wir wissen es nicht!“ - da sagte Er zu ihnen: „Dann sage auch Ich euch nicht, in welchem Recht Ich diese Dinge tue!“ (Lies Matth. 21,23-27; vgl. Matth. 12,38-42; 16,1-4; Luk. 12,56.) - Nach allen drei Seiten überdeckten die Ziegenhaarteppiche die Cherubimdecke. So offenbarte der Herr Jesus nach jeder Seite hin jene heilige Weihe und Abgeschiedenheit für Gott - jene Gerechtigkeit und Heiligkeit und den tiefen Ernst eines im Licht der Ewigkeit geführten Lebens! - Und ich? - Als Jesus diese Welt durchschritt - wie wenige erkannten Ihn! Wie wenige hatten himmlisch erleuchtete Augen, um das tiefe Geheimnis Seines göttlichen Wesens und seiner inneren Herrlichkeit verstehen und schätzen zu können! - Nur wenn ein aufgeschlossenes Herz und ein demütiges Vertrauen einen Menschen in Seine Gegenwart brachte, gestattete Er, daß der Glanz Seines innersten Wesens hervorstrahlte; nur dann brach Seine Herrlichkeit durch die schlichte äußere Hülle hindurch! - Wir haben es schon ausgesprochen, daß unser Heiland für das natürliche Auge der Menschen vielfach streng und zurückhaltend erschien, so wie es in den „Teppichen von Ziegenhaar“ so passend vorgebildet ist. Er war eben ganz anders als die Menschen sonst sind und als es der Geschmack und die Grundsätze der Welt sind? Sind wir auch hierin unserem großen Heiland ähnlich, daß wir tief innerlich die Herrlichkeit göttlicher Liebe und göttlichen Lichtes tragen - daß wir zugleich wirklich ganz ernst und Gott geweiht voranschreiten? [Lies 2. Kor. 6,14-7,1; 1. Petr. 2,11. 12; 5,8-11.]

Du hast für mich das Kreuz getragen,
Du gingst voran, ziehst mich Dir nach;
Du hast für mich den Feind geschlagen
Und schenkst den Sieg mir Tag für Tag;
Es Trägt und schützt mich Deine Macht,
Bis ich den guten Kampf vollbracht!

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