Sonnabend, den 4. Mai 1935
2. Mose 32,7-12
Solange der Herr nun schon Israel beobachtete, immer erwies es sich als ein hartnäckiges Volk, so daß Sein Zorn nunmehr gegen sie entbrannt war und Er sie vernichten wollte - „ein widersetzliches und widerspenstiges Geschlecht - ein Geschlecht, das sein Herz nicht befestigte und dessen Geist nicht treu war gegen Seinen Gott“! [Ps. 78,8.] - Das ganze Alte Testament muß Israel diese Sünde der Hartnäckigkeit und Widersetzlichkeit vorwerfen. Sie ist ja überhaupt ein Charakterzug des gefallenen, sündigen Menschen und zeigt sich häufig noch bei Gotteskindern, was Gott ganz besonders betrübt und kränkt! - Die Unzerbrochenheit des natürlichen Wesens, gerade bei Kindern Gottes, streitet unmittelbar gegen den Heiligen Geist und verdirbt oder verhindert alle Segnungen, die Gott für Seine Geliebten bereit hat. - Durch Jesaja spricht Gott zu Israel: „Weil Ich wußte, daß du hart bist - daß dein Nacken eine eiserne Sehne und deine Stirn von Erz ist, so habe Ich schon vorlängst es dir kundgetan!“ (Vgl. 5. Mos. 31,27; Apgesch. 7,51.) - Prüfen wir doch unser Verhalten - die innersten Regungen unseres Herzens, damit wir nicht hinweggehen über Anzeichen von Verkehrtheit und Unzerbrochenheit, sondern zu tiefer Zerschmelzung, Demütigung und Reinigung kommen! - Trifft es vielleicht auch dich, lieber Bruder, liebe Schwester, wenn Gott über Sein Volk klagen muß: „Sie weigerten sich aufzumerken und zogen die Schulter widerspenstig zurück. Sie machten ihre Ohren schwer, um nicht zu hören; ja, sie machten ihr Herz zu Diamant, um das Gesetz nicht zu vernehmen noch die Worte, die der Herr der Heerscharen durch Seinen Geist ihnen mittelst der Propheten sandte! Und so kam ein großer Zorn über sie von Seiten des Herrn der Heerscharen.“ [Sach. 7,11. 12.] - Gott wollte Israel in Seinem heiligen Zorn vernichten, bot dagegen Mose an, ihn und seine Familie zu einer großen Nation zu machen, größer als Israel! (Lies 4. Mos. 14,11. 12; 5. Mos. 9,13. 14.) - Welch ein Augenblick - welch eine Probe für Mose! Der Herr sagt zu ihm: „Laß Mich, daß Mein Zorn wider Israel entbrenne!“ - Mose soll also nicht fürbittend bei Ihm eintreten für das Volk, sondern dem Zorn Gottes freien Lauf lassen. - Wie wird Mose sich jetzt stellen? Wird er durch diese abweisenden Worte hindurch dennoch das innerste Herz seines Gottes kennen? Oder wird er der großen Versuchung erliegen, sein schuldiges Volk für den Preis seiner eigenen Verherrlichung daran zu geben? - Mose besteht die Probe in erhabenster Weise. Flehend wirft er sich vor dem Herrn, seinem Gott, nieder und ruft aus: „Warum, Herr, sollte Dein Zorn entbrennen gegen Dein Volk, das Du mit großer Kraft und mit starker Hand aus dem Lande Ägypten herausgeführt hast? - Warum sollten die Ägypter also sprechen: Zum Unglück hat Er sie herausgeführt, um sie im Gebirge zu töten und sie von der Fläche des Erdbodens zu vernichten!?“ - Ja, Mose bestand die Probe voll und ganz: An der Erhaltung des Volkes Gottes lag ihm unendlich mehr als an der Ehre, das Haupt eines neu zu gründenden Volkes Gottes zu werden! - Die Herrlichkeit Gottes - die Ehre Seines Namens - die Erfüllung Seines Eidschwurs - das waren die Gründe, auf die Mose sich stützte und den Herrn anflehte, daß Er umkehre von der Glut Seines Zornes! (Lies Ps. 106,23.) - An sich selbst denkt Mose überhaupt nicht - ein echter Diener des Herrn und Seines Volkes. Wie wenige gleichen ihm! [Lies Hes. 13,4. 5; 22,30; vgl. aber 2. Mos. 32,31. 32; Röm. 9,1-5.]