Donnerstag, den 3. Februar 1927
4. Mose 25,10-18; Johannes 2,13-17
Vor allem gedenken wir, was den Eifer für Gott betrifft, an unseren hochgelobten Heiland Selbst. Wir sehen Ihn nach Jerusalem kommen und den Tempel betreten, „das Haus Seines Vaters“. Und was findet Er da im Heiligtum? Ochsen-, Schaf- und Taubenhändler, die wild durcheinanderschreien, indem sie ihre Tiere als Opferware feilbieten - Wechsler mit ihren Kassentischen, die den aus fernem Lande kommenden Anbetern das fremde Geld umwechseln und dabei ihre Geschäfte machen. Und das alles in Gottes heiligem Hause! - Da entbrennt Christi verzehrender Eifer für die Ehre Seines Vaters. Er dreht eine Geißel aus herumliegenden Stricken, und mit diesen treibt Er das Vieh hinaus, stößt die Tische um, schüttet die Geldmünzen auf den Boden und weist die Händler hinaus: „Macht nicht das Haus Meines Vaters zum Kaufhause! Mein Haus ist ein Bethaus; ihr aber habt es zu einer Räuberhöhle gemacht!“ - Wahrlich, wir verstehen es, daß Seinen Jüngern alsbald das Psalmwort Davids vor Augen stand: „Der Eifer um Dein Haus verzehrt mich!“ - Und wir, die wir die Schrift so gut kennen - die wir so viel wissen - wissen, wie es sein soll und wie es nicht sein soll - brennt unser Herz für unseren Gott? Verzehrt sich unsere Seele und unser Leben für Ihn, dessen Leben für uns verzehrt wurde auf Golgatha? Oder gleicht etwa unser Christentum einer schönen, blanken, auch mit Öl gefüllten Lampe, der aber die Flamme der ersten Liebe - das Feuer eines heiligen Eifers für Christum fehlt? - Vielleicht ist unser Leben täglich ausgefüllt mit lauter Bemühungen um das Wohl anderer; wir sind, wie Martha, hingenommen von „vielem Dienen“. Aber die tiefe Inbrunst heiliger Weihe für Ihn Selbst, den geliebten und nach unserer Liebe fragenden Herrn, fehlt, und Er muß uns zurufen: „Martha, Martha, du bist besorgt und beunruhigt um viele Dinge; eins aber ist not!“ - Will Jesus uns nicht „mit Heiligem Geist und mit Feuer taufen“? Und waren nicht die ersten Jünger so getauft? (Matth. 3,11; Apgesch. 2,3.)
Hören wir nicht von einem Johannes dem Täufer, er sei „eine brennende und scheinende Lampe“ gewesen und von zwei Jüngern, die Jesus als „Söhne des Donners“ bezeichnen konnte - die, um Seine Ehre zu retten, Feuer vom Himmel fallen lassen wollten? (Lies Mark. 3,17; Luk. 9,54; Joh. 5,35.) - O, daß wir nur so wären wie sie - daß in unserem Herzen ein heiliges Feuer für Christum brennte, das „niemals genug hat!“ (Spr. 30,16.)
In V. 14 u. 15 werden uns noch die Namen der beiden frechen Sünder genannt; beide waren aus fürstlichem Geschlecht; aber wie ein alter Ausleger mit Recht beifügt: „Ihre Tat war alles andere als fürstlich, denn Fürsten sollen auch fürstliche Gedanken und Tugenden haben!“ [Jes. 32,8.] Der Herr befiehlt nun Israel, auf diese feindliche Arglist, die Israel verderben und dem göttlichen Fluch ausliefern sollte, mit Krieg zu antworten, damit dieser heilige Eifer gegen die Sünde, der in Pinehas zum Ausdruck kam, im ganzen Israel Raum und Gestalt gewinnen möchte! - Dieser Krieg wurde denn auch ausgeführt, wie uns Kap. 31 zeigt.