Freitag, den 29. Oktober 1920
Psalm 119,154
Menschen und häufiger noch unser großer Widersacher, der Teufel, treten als unsere Verkläger auf; da ist es gut, wenn wir mit einem lauteren, freien Gewissen dastehen; dann wird es uns nicht schwer fallen zu glauben, daß der Herr unseren Rechtsstreit führen und unsere Feinde zum Schweigen bringen werde. - Was aber, wenn der Teufel oder die Menschen mit ihren Anklagen berechtigten Grund gegen mich haben? Ach, dann werde ich mich erst sehr vor dem Herrn demütigen und Reinigung von meinen Fehltritten nachsuchen müssen. Es wird eine wirkliche und tiefe Scheidung von aller Ungerechtigkeit stattfinden müssen, ehe der Herr für mich eingreifen kann! Ja, ehe Gott mich von meinen Feinden erlösen kann, muß ich bereit sein, mich für immer von der Welt oder auch von meiner Sünde zu trennen. Das mag ein Ringen bis zum Ermatten geben! Aber wer von Grund des Herzens frei werden will, der wird die befreiende und heiligende Kraft der göttlichen Gnade erfahren. - Keine köstlichere Erquickung und Belebung gibt es für die Seele, als los von der Sünde, von der Knechtschaft der Welt und der Eitelkeit - ungehindert sich der Gemeinschaft mit Gott zu freuen. „Belebe mich nach Deiner Zusage!“ Was liegt doch alles in dieser kurzen Bitte um Zuflüsse aus dem oberen Heiligtum! Mehr Liebe, mehr Glauben, mehr Mut, mehr Kraft - ja mehr von Ihm Selbst, der alles Lebens Urquell ist, begehre ich. Und das alles wird mir zuteil werden, denn solche Gesuche werden vom himmlischen Gnadenthron aus stets zusagend beantwortet.