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21. Die Heiligung des Volkes unten am Berg und die Erscheinung des HERRN oben auf dem Gipfel (2. Mose 19,7-25)
2. MOSE 19,7-25
7 Mose kam und forderte die Ältesten im Volk und legte ihnen alle diese Worte vor, die der HERR geboten hatte. 8 Und alles Volk antwortete zugleich und sprach: Alles, was der HERR geredet hat, wollen wir tun. Und Mose sagte die Rede des Volkes dem HERRN wieder. 9 Und der HERR sprach zu Mose: Siehe, ich will zu dir kommen in einer dicken Wolke, auf daß dies Volk es höre, wenn ich mit dir rede, und glaube dir ewiglich. Und Mose verkündigte dem HERRN die Rede des Volks. 10 Und der HERR sprach zu Mose: Gehe hin zum Volk und heilige sie heute und morgen, daß sie ihre Kleider waschen 11 und bereit seien auf den dritten Tag; denn am dritten Tage wird der HERR herabfahren auf den Berg Sinai. 12 Und mache dem Volk ein Gehege umher und sprich zu ihnen: Hütet euch, daß ihr nicht auf den Berg steiget noch sein Ende anrührt; denn wer den Berg anrührt, soll des Todes sterben. 13 Keine Hand soll ihn anrühren, sondern er soll gesteinigt oder mit Geschoß erschossen werden; es sei ein Tier oder ein Mensch, so soll er nicht leben. Wenn es aber lange tönen wird, dann sollen sie an den Berg gehen. 14 Mose stieg vom Berge zum Volk und heiligte sie, und sie wuschen ihre Kleider 15 Und er sprach zu ihnen: Seid bereit auf den dritten Tag, und keiner nahe sich zum Weibe. 16 Als nun der dritte Tag kam und es Morgen war, da erhob sich ein Donnern und Blitzen und eine dicke Wolke auf dem Berge und ein Ton einer sehr starken Posaune; das ganze Volk aber, das im Lager war, erschrak 17 Und Mose führte das Volk aus dem Lager Gott entgegen, und es trat unten an den Berg. 18 Der ganze Berg Sinai aber rauchte, darum daß der HERR herab auf den Berg fuhr mit Feuer; und sein Rauch ging auf wie ein Rauch vom Ofen, daß der ganze Berg sehr bebte. 19 Und der Posaune Ton ward immer stärker. Mose redete, und Gott antwortete ihm laut. 20 Als nun der HERR herniedergekommen war auf den Berg Sinai, oben auf seine Spitze, forderte er Mose oben auf die Spitze des Berges, und Mose stieg hinauf. 21 Da sprach der HERR zu ihm: Steig hinab und bezeuge dem Volk, daß sie nicht durchbrechen zum HERRN, ihn zu sehen, und viele aus ihnen fallen. 22 Dazu die Priester, die zum HERRN nahen, sollen sich heiligen, daß sie der HERR nicht zerschmettere. 23 Mose aber sprach zum HERRN: Das Volk kann nicht auf den Berg Sinai steigen; denn du hast uns bezeugt und gesagt: Mache ein Gehege um den Berg und heilige ihn. 24 Und der HERR sprach zu ihm: Gehe hin, steige hinab! Du und Aaron mit dir sollt heraufsteigen; aber die Priester und das Volk sollen nicht durchbrechen, daß sie hinaufsteigen zu dem HERRN, daß er sie nicht zerschmettere. 25 Und Mose stieg herunter zum Volk und sagte es ihm.
Ganz gegen Seinen vorher beabsichtigten Gnadenbund muß Gott also das Volk unter Gesetz stellen, weil es so vermessen war, Gott Versprechungen zu machen, denen es selbst beim besten Willen nicht nachkommen konnte. [Vgl. 2. Kor. 3,5.6.]
Gott kündigt Mose nun an, daß er im dunklen Gewölk Sich zu ihm herabneigen werde, damit das Volk höre, wenn Er mit ihm rede und dem Mose Glauben schenke. Da das Volk seine Unfähigkeit zu unvermittelter Gemeinschaft mit Gott gezeigt hatte, so muß Mose nun der Mittler zwischen dem Volk und Gott werden. Gott wollte ihn vor den Augen und Ohren des Volkes beglaubigen, und Mose wird der Empfänger und Vermittler der göttlichen Offenbarung im Gesetz. Zunächst soll er das Volk vorbereiten und heiligen auf die Gesetzesoffenbarung: „Am dritten Tage wird der Herr vor den Augen des ganzen Volkes auf den Berg Sinai herabsteigen.“ Mose mußte einen Zaun zwischen dem Volk und dem Berge errichten, welcher das Volk vom Besteigen und Berühren des Berges abhalten sollte, und zu ihnen sprechen: „Hütet euch sehr, auf den Berg zu steigen oder auch nur sein Äußerstes zu berühren! Denn alles, was den Berg anrührt, soll gewißlich gesteinigt oder erschossen werden: ob Vieh oder Mensch, es darf nicht leben!“ - Durch dieses Verbot sollte dem Volk ebensosehr seine eigene Unheiligkeit als die unnahbare Heiligkeit des Herrn, seines Gottes, in nachdrücklicher Weise zum Bewußtsein gebracht werden. [Lies Hiob 15,14-16; 25,4-6; Hab. 1,13a; Offenb. 4,8.]
Wenn allerdings das besondere Zeichen des Lärmhorns ertönen würde, dann sollte das Volk den Berg hinan steigen [V. 13b]. Doch hierzu ist es nicht gekommen, denn durch das Herabsteigen Jehovas auf den Berg und durch die furchtbaren Begleiterscheinungen Seiner Gegenwart wurde Israel so erschüttert, daß es auf das Hören dessen, was Gott mit ihm reden wollte, verzichtete und in größter Todesfurcht Mose bat, die Verhandlungen mit Gott zu übernehmen! (Kap. 20,18.19; [5. Mos. 5,5].)
Zunächst mußte das ganze Volk seine Kleider waschen und sich feierlich bereithalten auf den dritten Tag. [Zu Vers 15 vgl. 1. Kor. 7,5.]
Vers 16: Als der dritte Tag anbrach, war der Sinai in finstere Wolken gehüllt. Donner und Blitz schreckten, und übernatürlich starker Posaunenschall ertönte - vielleicht von Engeln hervorgebracht, von deren Myriaden umgeben Jehova auf den Sinai herabfuhr! (5. Mos. 33,2; Apgesch. 7,53.)
Mose führte nun das Volk aus dem Lager heraus - Gott entgegen! Feierlich nahm Israel Aufstellung am Fuß des Berges. „Der ganze Berg Sinai rauchte, da Jehova auf denselben herabstieg im Feuer; und der Rauch des Berges stieg auf wie der Rauch eines großen Schmelzofens! Dazu bebte der Berg sehr, und der Posaunenschall wurde fort und fort stärker. Mose redete mit dem Herrn, und Gott antwortete ihm im Donner.“ - Der Hebräerbrief sagt uns: „So furchtbar war die Erscheinung, daß selbst Mose, der dem Herrn doch so nahe stand, ausrief: Ich bin voll Furcht und Zittern!“ - Trotzdem durfte er noch näher zu dem Herrn hinaufsteigen, auf den Gipfel des Berges. [V. 20.] Hier empfing er die zehn Grundgebote, wie sie uns einige Verse später in Kapitel 20,1-17 wörtlich angeführt werden.
Sodann sendet der Herr Seinen Knecht wieder hinab, um das Volk nochmals zu warnen, daß nicht unheilige Neugier - noch stärker als die Furcht - sie veranlasse, die Schranken zu durchbrechen und der göttlichen Offenbarung zu nahe zu treten; denn dann müßten viele von ihnen fallen! - Selbst die Priester, die Söhne Aarons bedurften der Mahnung, sich heilig zu halten, damit der Herr nicht in sie einbreche, d. h. sie zerschmettere [Lies 3. Mos. 10,3.]
Mose wendet ein, daß das Volk ja schon so ernstlich gewarnt sei und daß ja schon der trennende Zaun errichtet sei. Trotzdem wiederholt der Herr Seinen Auftrag: „Gehe, steige hinab!“ Hernach soll Mose mit Aaron zurückkehren in die Gegenwart des Herrn. - „Herr, die Dich fürchten, werden mich sehen und sich freuen, denn ich habe auf Dein Wort geharrt. Laß mein Herz untadelig sein in Deinen Satzungen, damit ich nicht beschämt werde!“
(Dienstag, 29. Mai 1934)