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31. Josef gibt sich seinen Brüdern unter Tränen zu erkennen und erklärt ihnen Gottes Plan in seiner Lebensgeschichte (1. Mose 45,1-8)
1. MOSE 45,1-3
1 Da konnte sich Joseph nicht länger enthalten vor allen, die um ihn her standen, und er rief: Laßt jedermann von mir hinausgehen! Und kein Mensch stand bei ihm, da sich Joseph seinen Brüdern zu erkennen gab. 2 Und er weinte laut, daß es die Ägypter und das Gesinde des Pharao hörten, 3 und sprach zu seinen Brüdern: Ich bin Joseph. Lebt mein Vater noch? und seine Brüder konnten ihm nicht antworten, so erschraken sie vor seinem Angesicht.
JESAJA 42,14
Ich schweige wohl eine Zeitlang und bin still und halte an mich; nun aber will ich wie eine Gebärerin schreien; ich will sie verwüsten und alle verschlingen.
HIOB 32,18-20
18 Denn ich bin der Reden so voll, daß mich der Odem in meinem Innern ängstet. 19 Siehe, mein Inneres ist wie der Most, der zugestopft ist, der die neuen Schläuche zerreißt. 20 Ich muß reden, daß ich mir Luft mache; ich muß meine Lippen auftun und antworten.
Ganz unerwartet folgt nun ein Umschwung in der Geschichte Josephs. Als Juda seine Rede an Joseph richtete und von dem alten Vater erzählte, der zu Hause auf die Rückkehr der Söhne wartete, da ahnte er nicht, wer vor ihm stand. Josephs Herz aber floß über von Liebe, Freue und Dank. Herrlicher als er je gedacht, hatte Gott Sein Werk an den Herzen der Brüder zur Ausführung gebracht. Nun war es Zeit, daß ihnen eine völlige Begnadigung zuteil wurde. Nicht länger konnte Joseph die Bewegung seines Herzens zurückhalten. Er befahl deshalb allen, die im Raum weilten, hinauszugehen; kein neugieriges Auge sollte ihm das Glück dieses langersehnten Augenblicks stören, und kein anderer Mensch sollte von den Vergehungen seiner Brüder etwas erfahren. [Vgl. 2. Sam. 1,20; Matth. 18,15-17.] '''
Auch wir wollen lernen, daß das Heiligste in unserem Leben nicht viele Zeugen verträgt. Wenn wir mit jemand eine Aussprache haben, wollen wir es, wenn möglich, unter vier Augen machen und wollen zart und feinfühlend vorgehen, denn der Ort, da wir auch in diesem Fall stehen, ist heiliges Land. Welcher Fremdling in Josephs Haus hätte auch die ganze Lage verstehen können?! – Endlich schloß sich also die Tür hinter dem Letzten, der nicht unmittelbar zur Familie gehörte. Nun war Joseph allein mit seine Brüdern. Er brach in lautes, heftiges Weinen aus und rief: „Ich bin Joseph! Lebt mein Vater noch?“ Wir können es uns wohl denken, daß die Brüder ihm kein Wort antworten''' konnten; so sehr erschraken sie über diese Rede. Ein unbeschreiblicher Sturm der Gefühle musste sich ihrer Herzen bemächtigen. Dieser hohe Herr, der über ganz Ägyptenland gebieten konnte, das sollte ihr Bruder sein? Was würde nun wohl über sie kommen? (Lies Hiob 23,15.16; Ps. 119,120; Jes. 57,15.16.)
(Samstag, 2. Januar 1954)