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9. Potifars Frau will Josef verführen. Der lehnt ab, läuft davon und wird von ihr lügend der Unzucht bezichtigt (1. Mose 39,7-18)
1. MOSE 39,10-16
10 Und sie trieb solche Worte gegen Joseph täglich. Aber er gehorchte ihr nicht, daß er nahe bei ihr schliefe noch um sie wäre. 11 Es begab sich eines Tages, daß Joseph in das Haus ging, sein Geschäft zu tun, und war kein Mensch vom Gesinde des Hauses dabei. 12 Und sie erwischte ihn bei seinem Kleid und sprach: Schlafe bei mir! Aber er ließ das Kleid in ihrer Hand und floh und lief zum Hause hinaus 13 Da sie nun sah, daß er sein Kleid in ihrer Hand ließ und hinaus entfloh, 14 rief sie das Gesinde im Hause und sprach zu ihnen: Sehet, er hat uns den hebräischen Mann hereingebracht, daß er seinen Mutwillen mit uns treibe. Er kam zu mir herein und wollte bei mir schlafen; ich rief aber mit lauter Stimme. 15 Und da er hörte, daß ich ein Geschrei machte und rief, da ließ er sein Kleid bei mir und lief hinaus. 16 Und sie legte sein Kleid neben sich, bis der Herr heimkam.
PSALM 55,2-5
2 Gott, erhöre mein Gebet und verbirg dich nicht vor meinem Flehen. 3 Merke auf mich und erhöre mich, wie ich so kläglich zage und heule, 4 daß der Feind so schreit und der Gottlose drängt; denn sie wollen mir eine Tücke beweisen und sind mir heftig gram. 5 Mein Herz ängstet sich in meinem Leibe, und des Todes Furcht ist auf mich gefallen.
Als Potiphar nach Hause kam, berichtete ihm sofort seine Frau von dem, was vorgefallen war. Potiphar ergrimmte sehr und ließ gleich Joseph rufen. – Pastor Modersohn schreibt in seinem Buch „Ein glückseliger Mann“: Potiphar steht da, wie Joseph ihn noch nie gesehen hat; seine Augen lodern Blitze: „Joseph, von dir hätte ich so etwas am allerwenigsten erwartet! All deine Frömmigkeit war also nur Lug und Trug, um deine Schändlichkeit zu verdecken!“ Was antwortete Joseph? Ach, was konnte er antworten. Er wollte doch seine Herrin nicht verklagen – die Ehe seines Herrn, der ihm so viel Gutes getan, nicht zerstören. Um solchen Preis wollte er seine Ehre nicht retten; auch hätte eine Rechtfertigung seinerseits wohl wenig genützt. Das böse Weib war ja so raffiniert in ihren Lügen. Deshalb schweigt Joseph und nimmt still den Verdacht auf sich. (Lies1. Petr. 2,15; Spr. 11,12b; Matth. 26,62.63.)
Ungerecht leiden – still und demütig sich einen falschen Verdacht gefallen zu lassen – ach, wie wenige Kinder Gottes können das – wie wenige besitzen eine solche innere Reinheit und Kraft. – Die meisten leiden, weil sie allerlei Verkehrtes machen – weil sie nicht rein und demütig vor ihrem Gott wandeln. Und womöglich verwechseln sie noch solches Leiden mit Leiden um Christi willen und halten sich für Märtyrer ihrer Glaubensüberzeugung! Kind Gottes, wenn du in Schwierigkeiten stehst und wenn die Menschen dich nicht leiden können, dann sieh zu, was der wahre Grund ist. Ist die Ursache eine dich und deinen Gott ehrende, weshalb sie dich hassen? Oder hast du deinem Gott und deinem Glauben Schande bereitet und mußt deshalb Widrigkeiten erdulden? Gar zu leicht verwechselt man dies und lernt seine Lektion in keiner Weise. [1. Petr. 2,19–23; 1. Kor. 4,11–13; 2. Tim. 3,11.12.]
(Samstag, 18. Juli 1953)