Freitag, den 29. März 1935
2. Mose 32,1-5
Vielleicht meinte Aaron, der wohl doch erschrak, als das Volk voller Begeisterung dem Goldenen Kalbe huldigte und zujubelte, der Sache - dem schmählichen Götzendienst - eine etwas bessere Färbung und Wendung zu geben, wenn er ankündigte: „Morgen ist ein Fest für den Herrn!“ - Ach, sein Herz war viel zu wenig gewohnt, mit Gottes Gedanken zu denken, und so machte er sich gar nicht klar, daß dies das Schreckliche noch viel schrecklicher machte: das Goldene Kalb in Zusammenhang zu bringen mit dem Namen des lebendigen Gottes! - Und doch ist es gerade dieses, was von jeher bis auf den heutigen Tag in der Christenheit geschieht, und was die „christlichen Völkern“ in solch namenloses Verderben gestürzt hat im Blick auf die Seelen dieser ungezählten Menschen - im Blick auf die nahe Ewigkeit! - Es gibt nichts Schrecklicheres vor Gott, als die Reste von heidnischem Wesen und Denken, von denen das Volk nicht lassen will, zu nehmen und sie zu benutzen, um daraus eine „christliche Religion“ zu machen - uralte heidnische Feste zu christlichen zu machen, weil man sie dem Volke nicht nehmen will und kann! - Alle menschliche äußere Nachbildung göttlicher und geistlicher Wirklichkeiten dient zum Verderben. Das ist die Krankheit und Sünde einer abtrünnigen Kirche: geistliche und göttliche Wirklichkeiten in menschliche und irdische Nachbildungen umzuschmelzen und die armen, in Sünde untergehenden und doch nach Gott hungernden Menschen damit zu täuschen und zu enttäuschen. (Vgl. [2. Kön. 18,4b; Jes. 1,13-15;] Jes. 58,1-14.) - Gott auf dem Berge spricht zu Mose: „Dein Volk hat sich verderbt!“ [V. 7.] - Ja, nichts wirkt so verderbend auf den Menschen als eine gefälschte Religion! Schon unser Herr Jesus mußte in Seinen Tagen den religiösen Vertretern des Volkes Israel vorwerfen: „Ihr macht das Wort Gottes ungültig durch eure Religion, die ihr lehrt. Und dergleichen Unrecht tut ihr noch viel!“ [Mark. 7,13.] Der Prophet Jeremia klagt im Namen Gottes: Selbst der Storch am Himmel kennt seine bestimmten Zeiten - Turteltaube, Schwalbe und Kranich halten die Zeit ihrer Wiederkehr ein. Aber Mein Volk kennt die Rechtsordnungen seines Gottes nicht. Wie mögt ihr sagen: Wir sind weise, denn wir sind ja im Besitz des göttlichen Gesetzes!? - Ja, freilich! Aber zur Lüge hat es der Lügengriffel der Schriftgelehrten gemacht. In Wirklichkeit haben sie ja das Wort des Herrn verworfen! Welcherlei Weisheit haben sie nun noch? ... Allesamt üben sie Falschheit! Die schwere Wunde Meines Volkes wollen sie obenhin leichtfertig heilen, indem sie sprechen: Friede, Friede! - Und da ist doch weder Heil noch Friede! - Wie furchtbar beschämt werden sie einmal dastehen müssen, weil sie Abscheuliches verübt haben! - Aber sie schämen sich keineswegs und sind sich ihrer Schändlichkeit in keiner Weise bewußt! - Wenn aber einmal alles stürzt, dann werden auch sie stürzen; und wenn Ich sie einmal zur Rechenschaft ziehen werde, dann wird ihr Unglück da sein: hinwegraffen werde Ich sie! spricht der Herr.“ [Lies Jer. 8,7-13.] - Sind das nicht erschütternd treffende Gerichtsworte Gottes für die uns umgebende Christenheit?! - „Und ich hörte eine Stimme aus dem Himmel sagen: „Geht aus ihr hinaus, Mein Volk, damit ihr nicht teilhaftig werdet ihrer Sünden und nicht empfangt von ihren Plagen. Denn ihre Sünden sind aufgehäuft bis zum Himmel, und Gott hat ihrer Missetaten gedacht! - Vergeltet ihr, wie sie vergolten hat, und verdoppelt ihre Strafe doppelt, entsprechend ihren Werken!“ [Offenb. 18,4-6.]