Freitag, den 3. August 1934
2. Mose 20,16
Hinsichtlich der Numerierung der zehn Gebote siehe die Bemerkung am 16. Juni!
Das neunte Gebot lautet: „Du sollst kein falsches Zeugnis ablegen wider deinen Nächsten!“ - Luther sagt zu diesem Gebot: „Wir sollen Gott fürchten und lieben, daß wir unseren Nächsten nicht fälschlich belügen, verraten, afterreden oder bösen Leumund machen, sondern sollen ihn entschuldigen, Gutes von ihm reden und alles zum Besten kehren!“ - Lügenhaftes Zeugnis vor Gericht und Meineid können vielerorts mit Geld erkauft werden, wie uns erfahrene Juristen bestätigen. Viel verbreiteter aber ist das falsche Zeugnis durch verleumderische Rede, gewissenloses Weitertragen unerwiesener Verdächtigungen und Herabsetzungen, durch welche dem Nächsten das Vertrauen geraubt und Sein guter Name beschädigt wird! - Daß dies unter den Kindern der Welt geschieht, ist nicht verwunderlich; das Wort Gottes sagt ja: „Ihr Schlund ist ein offenes Grab: mit ihrer Zunge handeln sie trüglich. Otterngift ist unter ihren Lippen; ihr Mund ist voll Fluchens und Bitterkeit!“ [Röm. 3,13.14; lies Spr. 18,8.] - Daß Weltkinder diese Waffe gegen lautere, demütige Gläubige gebrauchen werden hat unser Herr Jesus vorausgesagt. (Matth. 5,11; 1. Petr. 4,14-16.) Sollte aber nicht unter Kindern Gottes die Sünde übler Nachrede und unwahrer Geschwätze ausgeschlossen sein? Doch ach, die Verleumdungen, das Reden hinter dem Rücken sind in der Familie Gottes auf Erden gang und gäbe, „wie eine Pest, die im Finstern schleicht und wie eine Seuche, die am hellen Mittag verwüstet!“ - Viele Kinder Gottes, denen es ein Ernst ist, ein vom Wesen der Welt getrenntes Leben zu führen, Theater und Wirtshaus zu meiden, - sie tun das, was viel schmerzlicher ist: sie reden hinter dem Rücken Arges wider ihre Glaubensgenossen! Sie stehlen ihnen zwar kein Geld und Gut, statt dessen aber stehlen sie ihnen die Liebe und das Vertrauen anderer durch üble Nachrede und unwahre Behauptungen! - So stahl Absalom seinem Vater, dem König David, das Herz seines Volkes, indem er den Leuten schmeichelte und ihnen einredete, daß er es besser mit ihnen meine als sein Vater. Hernach stahl er seinem Vater auch den Thron und die königliche Ehre. [2. Sam. 15,1-6.] - Millionenfältig sind die falschen Aussagen, die böswilligen Gerüchte, die leichtfertigen Behauptungen, welche durch Reden über Abwesende unter allen Ständen und Altersstufen ausgestreut werden. Das ist eine unter allen Völkern verbreitete Sünde! Der Herr Jesus spricht: „Ihr Schlangenbrut, wie könnt ihr Gutes reden, da ihr doch böse seid! Wovon das Herz voll ist, davon geht der Mund über!“ „Ein guter Mensch bringt aus dem guten Schatze seines Inneren Gutes hervor, und der böse Mensch bringt aus dem bösen Vorrat seines Inneren Böses hervor! Ich sage euch aber, daß die Menschen von jedem unnützen Wort, das sie reden, Rechenschaft geben müssen am Tage des Gerichts!“ (Lies Jak. 3,5-12!) - Ja, wie ein Pesthauch, so steigt ununterbrochen ein dichter Qualm dieser schlimmen Sünden aus allen Städten, Dörfern und Häusern empor. Verleumdung und Ohrenbläserei bilden eine derartig allgemeine Sündengewohnheit, daß überhaupt ein Zusammensein von Menschen kaum stattfindet, bei welchem diese Sünde nicht geübt wird! (Lies [Spr. 10,19. 31; 17,20]; Jes. 3,8-11.)