Sonntag, den 27. Mai 1934
Hebräer 12,18-25; 2. Korinther 3,4-18
Wir wollen hier einen Augenblick stehen bleiben bei dem so wichtigen, tiefgreifenden Unterschied zwischen Gnade [2. Mos. 19,1-6!] und Gesetz [2. Mos. 19,7-25!], wie er uns in der plötzlichen Umstellung in 2. Mos. 19 entgegentritt. Es wird uns, den Kindern der Gnade, zugerufen: „Ihr seid nicht gekommen zu dem Berge, den man anrühren konnte und der in Feuerglut brannte - auch nicht zu dem Dunkel und der Finsternis und dem Sturm und dem Posaunenschall - auch nicht zu den Donnerworten, bei deren Schall die Hörer, von Schrecken erfüllt, baten, es möchte nicht weiter zu ihnen geredet werden! - Ihr seid vielmehr gekommen zu dem Berge Zion (d. h. der Stätte der Gnadenoffenbarung Gottes) - zu dem himmlischen Jerusalem, zu den vielen tausend heiligen Engeln, die eine große Festversammlung bilden (Offenb. 5,11.12) - und vor allem zu der Gemeinde jener Erstgeborenen, deren Namen in den Himmeln eingetragen sind!“ Klarer und kostbarer könnte uns die Herrlichkeit der neuen Gnadenoffenbarung Gottes und der neuen Gnadenstellung der Kinder Gottes gar nicht gebracht werden. - Auch in 2. Kor. 3 finden wir diese Gegenüberstellung des Dienstes des Gesetzes und des Dienstes des Geistes! Da sagt uns Paulus, daß der Dienst des Gesetzes, unter welchen die Kinder Israel sich am Sinai stellen, indem sie sprachen: ,,Alles, was der Herr geredet hat, wollen wir tun!“ ein Dienst des Todes war. Wohl wurde auch das Gesetz mit einer großen Feierlichkeit eingeführt; aber da das Volk Israel ein sündiges Volk war, konnte das fordernde Gesetz Gottes ihnen nur Fluch und Tod bringen. Es mußte ihnen erst der harte Zuchtmeister sein, bis sie endlich einsahen, wie unfähig zu allem Guten, wie sündig und schuldbeladen sie waren - wie sehr sie der Erlösung und eines großen Erlösers bedurften! Und nun war endlich die Zeit erfüllt, daß Gott in Seiner Liebe den sündigen Menschen Seinen eingeborenen Sohn senden und die Fülle der Gnade und des Heils schenken konnte für die ganze Welt. Jetzt strahlt zu allen Menschen aus der wunderbare Lichtglanz - die frohe Botschaft von Christus und Seiner Herrlichkeit! - Von dieser rettenden und beglückenden Botschaft Gottes an die Menschen war Paulus ganz erfüllt; ihr Träger und Diener durfte er vor allen anderen sein; er nennt seinen Dienst den Dienst des Geistes! - Und, gedenkend an die Gesetzgebung auf dem Sinai, schreibt er: „Wenn schon der Dienst des Todes, mit Buchstaben in Steine eingegraben, in Herrlichkeit begann - in wieviel größerer Herrlichkeit wird der Dienst des Geistes bestehen!“ - Mose persönlich war innerlich Gott so nahe, daß er ein Mensch des Geistes sein und immer völliger werden konnte. O daß auch wir durch alle Unterweisung im Worte Gottes - durch alle Einwirkungen der göttlichen Gnade - durch alle Führungen und Schickungen der göttlichen Hand uns läutern, demütigen, erziehen und heiligen lassen möchten wie Mose!