Pfingstsonntag, den 20. Mai 1934
2. Timotheus 1,7; Römer 8,14-16
„Gott hat uns nicht einen Geist der Furcht gegeben, sondern den Geist der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit!“ - Viele Kinder Gottes sind noch von einem Geist der Furcht geplagt; Sie fühlen sich nicht frei, nicht kindlich vor ihrem Gott! Es sind dies oft gerade lautere, hingegebene Seelen. Dieser Geist der Furcht ist nicht von Gott! Wenn sie das doch endlich verstehen und diese Furcht abschütteln wollten: „Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe (die unser Gott zu uns hat) vertreibt die Furcht aus unserem Herzen!“ (Lies Eph. 3,10-12; [1. Joh. 3,19.20; 5,14.15].) Wollen wir also frei werden und frei bleiben von solcher knechtischen Furcht - o so müssen wir nur die große Liebe, mit der unser Gott uns liebt, recht kindlich zu Herzen fassen - uns durch dieselbe bestrahlen und erquicken lassen! - Gewiß haben wir bisher noch nicht kindlich genug „erkannt und geglaubt die Liebe, die Gott zu uns hat“! Und doch ist gerade dies das Amt und die Freude des Heiligen Geistes, „die Liebe Gottes auszugießen in unsere Herzen“. (Lies [Röm. 5,5; vgl. 2. Kor. 4,6]; Eph. 3,10-19.) - Es ist sehr beachtenswert, daß Paulus nicht nur von sich, sondern auch von seinen Mitgläubigen sagt: „Gott hat uns gegeben den Geist der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit! …Die Liebe Gottes ist ausgegossen worden in unsere Herzen.“ Was wir Kinder Gottes schon haben an innerer Freude in dem Bewußtsein, daß unser Gott uns so innig liebt, das ist das Wirken und Innewohnen des Heiligen Geistes! -Machen wir Ihm, diesem hohen, heiligen Bewohner, doch noch mehr Raum in unserem Herzen, in unserer Gedankenwelt, in unserem täglichen Leben! - Der Prophet Micha konnte in schwerer Zeit, da viel Sünde und Finsternis das Volk Israel knechtete, trotz allem Kummer sagen: „Ich bin mit Kraft erfüllt durch den Geist des Herrn!“ Und ebenso konnte der Prophet Habakuk, der gleichfalls soviel zu leiden hatte unter der Sünde des Volkes Israel, sprechen: „Ich aber, ich will in dem Herrn jubeln, will jauchzen in dem Gott meines Heils. Der Herr, Herr ist meine Kraft und macht meine Füße denen der Hirsche gleich. Er läßt mich einherschreiten auf meinen Höhen.“ [Vgl. Ps. 18,32-34 (Luth. 33-35).] - Wenn der Heilige Geist in uns nicht durch Ungehorsam, Trägheit, Gleichgültigkeit oder sonstige Sünde getrübt und gedämpft ist, dann kann unsere Seele voll heiliger Freude sein auch bei schwierigen und schmerzlichen Umständen. Die Kraft des Heiligen Geistes ist eine wunderbare Macht; die Schrift redet gar manchmal von derselben! Wir hören: „Die Königsherrschaft Gottes in unserem Leben besteht nicht in Worten, sondern in Kraft.“ [Lies 1. Joh. 5,4.5; Ps. 84,6.7 (Luth. 7.8.); 118,15.] - Die Apostel bewährten sich „als Diener Gottes in Drangsalen, in Nöten, in Ängsten, in Schlägen, in Gefangenschaft, in Unruhen, in Mühen, in Wachen, in Fasten, in Reinheit, in Erkenntnis, in Langmut, in Gütigkeit, im Heiligen Geiste, in ungeheuchelter Liebe, im Wort der Wahrheit, in der Kraft Gottes“! „Als Sterbende leben wir, als Traurige freuen wir uns doch allezeit, als Arme vermögen wir viele reich zu machen, als Nichtshabende besitzen wir doch alles!“ -Seht, meine lieben Brüder und Schwestern, das ist die wunderbare Kraft, die Gott so gern im Leben all Seiner Kinder entfalten will und die wir doch leider bei so wenigen finden. Für dich ist sie da, und es ist viel einfacher, diese Kraft von oben in Anspruch zu nehmen, als die meisten denken!