BIBELLESEZETTEL von Chr. von Viebahn

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JAHRGANG 1922
November 1922

Sonntag, den 19. November 1922


Psalm 130,1

Es gibt Tiefen des Leidens, des Kummers, der Seelen- und Sündennot, die nur Gott kennt und die Seele, die darin ist. „Rette mich, o Gott! denn die Wasser sind bis an die Seele gekommen. Ich bin versunken in tiefen Schlamm und kein Grund ist da; in Wassertiefen bin ich gekommen und die Flut überströmt mich!“ (Ps. 69,1.2; vgl. Ps. 18,4-19; Jona 2,1-11.) Es gibt aber keine Tiefe, aus welcher man nicht zu Gott rufen und von Ihm erhört werden könnte. Die Verbindung mit Gott ist auch aus der tiefsten Tiefe zu finden und wir vernehmen die Aufforderung: „Suchet den Herrn, weil Er zu finden ist! Rufet Ihn an, weil Er nahe ist!“ Die meisten Menschen sind so gleichgültig und fern von Gott, daß sie erst in ernstliche Not geraten müssen, ehe sie von Herzen zu Gott rufen. Und auch uns Kindern Gottes muß häufig erst eine neue Bedrängnis dazu helfen, daß wir wirklich aus der Tiefe unserer Seele zu unserem Gott flehen! - Wer den Herrn schon kennt und Ihm angehört, darf wissen, daß weder Höhe noch Tiefe „uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christo Jesu ist, unserem Herrn!“ Diejenigen, welche in den tiefsten Tiefen der Seelennot sind, sind nicht am weitesten von Gott weg; nein, sie sind Ihm am nächsten; Sein Erbarmen neigt sich zu ihnen. (Lies Ps. 42,7.11.) Bedrängtes Herz, vertraue deinem Gott!

Indem die Seele aus der Tiefe zu Gott ruft, hebt sie sich auch aus der Tiefe empor. Wer sich an den Herrn wendet, bleibt nicht in der Tiefe! Wir wollen die Größe und die Herrlichkeit, die Kraft und die Barmherzigkeit Dessen ins Auge fassen, zu dem wir rufen! „Er ist nahe allen, die Ihn anrufen - allen, die Ihn mit Ernst anrufen. Er tut, was die Gottesfürchtigen begehren und hört ihr Schreien und hilft ihnen.“ Und wenn du bisher noch nicht zu den Gottesfürchtigen gehört hast, so darfst du dich dennoch aus deiner Tiefe zu dem Gott aller Gnade wenden; Er sagt es auch dir: „Rufe Mich an in der Not, so will Ich dich erretten und du sollst Mich preisen!“ (Vgl. Ps. 40,1-3 [88,1-18].)

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