Mittwoch, den 31. August 1921
Psalm 123,2
Der Orientale spricht mit seinen Untergebenen weniger, als wir es zu tun pflegen; er gibt seine Befehle vielfach nur durch eine Handbewegung. Deshalb muß der Diener fast unverwandt die Augen auf seinen Herrn richten; es möchte ihm sonst ein Wink entgehen und er deshalb an Gehorsam und Dienst etwas schuldig bleiben. - So lernt es der Gott geweihte Mensch, auf seinen himmlischen Herrn zu schauen und dessen Willen zu erkennen aus jedem Zeichen, das Er zu brauchen geruht. Der Herr spricht: „Glückselig der Mensch, der auf Mich hört, indem er an Meinen Türen wacht Tag für Tag - die Pfosten Meiner Tore hütet!“ (Spr. 8,34.) - Und viele rühmen es aus eigener Erfahrung: „Glückselig sind Deine Leute, glückselig Deine Knechte, die beständig vor Dir stehen!“ (1. Kön. 10,8.) Manche Gläubige haben allerdings noch kaum eine Ahnung von dieser harrenden Gehorsamsstellung, die sie dem Herrn gegenüber einnehmen sollen. Sie kennen noch gar nicht den Segen und die kostbaren Früchte einer vertrauensvollen Abhängigkeit von Gott. Und doch redet die Bibel so viel vom Warten auf den Herrn, vom stillen Harren, bis Seine Stunde der Hilfe kommt! (Lies Ps. 25,1-3; 33,20-22; 130,5.6; Jes. 25,9; 33,2; 40,27-31; 64,4.5 [Luther 64,3.4]; Klagel. 3,25-27.) Vertrauen wird stets Hand in Hand gehen mit stiller Unterwürfigkeit unserem Gott gegenüber. In jeder Prüfung wird der Augenblick kommen, da Er uns Seine Gnade neu erfahren läßt. Deshalb „rühmen wir uns der Trübsale, da wir wissen, daß die Trübsal Ausharren bewirkt, das Ausharren aber Erfahrung, die Erfahrung aber Hoffnung; die Hoffnung aber beschämt nicht, denn die Liebe Gottes (d. h. die Liebe, die Gott zu uns hat!) ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, welcher uns gegeben worden ist“!