Dienstag, den 30. August 1921
Psalm 123,1
Wie tröstlich und kostbar, daß wir armen, schwachen Menschenkinder unseren Blick und damit auch unser Herz erheben dürfen zu dem großen, liebenden Herrn, der im Himmel thront! Mögen uns die Hände gebunden sein, mögen wir die Füße nicht rühren können, mag es uns selbst unmöglich sein, unsere Stimme hörbar betend zu erheben - der Blick des Herzens nach oben kann uns nicht verwehrt werden. Wir haben, sobald der Glaube in uns lebendig ist, unmittelbare Verbindung mit Dem, der alle Gewalt inne hat im Himmel und auf Erden! Voll Vertrauen dürfen wir rechnen auf Sein Erbarmen, Seine Liebe, Sein Helfen und Eingreifen! - Das Aufheben der Augen zum Himmel ist so, wie es hier gemeint ist, der Beweis eines gläubigen, demütigen Herzens, der Unglaube wird sich niemals über die Erde aufschwingen können und ebensowenig wird der Hochmut zu Gott aufblicken und sich vor Ihm beugen. Das Glaubensauge aber schaut den Unsichtbaren und tröstet, ja, freut sich Seiner! (Vgl. Hebr. 11,27.) - Sodann gibt das Aufheben der Augen zum Himmel Zeugnis von einem gehorsamen Herzen; denn wer seine Augen zu Gott erhebt, der erkennt damit an: „Herr, ich bin abhängig von Dir - ich bin Dein Knecht!“ - Es zeugt drittens von einem dankbaren Herzen; wir bekennen damit, daß jede gute und vollkommene Gabe von oben kommt, aus unseres guten Gottes Hand! - Viertens kennzeichnet der Aufblick nach oben ein zum Himmel strebendes Herz. Wer dort hinaufschaut, bezeugt damit, daß sein Herz nicht hienieden gefesselt ist, sondern daß alles, was er hofft und begehrt, mit dem Himmel in Verbindung steht und dort in Vollkommenheit zu finden sein wird! Und endlich ist es das Zeugnis eines Gott liebenden, Ihn anbetenden und Ihm vertrauenden Herzens: „Ich hebe meine Augen auf zu Dir, der Du thronest in den Himmeln!“