Mittwoch, den 29. Januar 1919
Amos 9,9.10
Auch uns haben diese Verse viel zu sagen, sowohl Ernstes als Tröstliches! Wir stehen heutzutage auch in einer großen Sichtung und Erschütterung durch den Weltkrieg und seine Folgen - wir sind auch „im Sieb“! Gott will durch die großen Leiden, Nöte und Schrecken, durch welche die Völker und die Einzelnen gehen, Menschenherzen zur Erkenntnis ihrer persönlichen Schuld und Erlösungsbedürftigkeit bringen - Er will verlorene Sünder für Seine Herrlichkeit retten; aber es geht nur durch Bekehrung und Wiedergeburt Einzelner! Und die schon Bekehrten will Er läutern, sichten, heiligen, freimachen vom Joch der Eitelkeit, der Weltliebe, des irdischen Sinnes! - Zuweilen nimmt auch der Teufel unter Gottes Zulassung das Sieb in die Hand und wirft uns mit großer Heftigkeit auf und nieder, indem er hofft, der erschütterte Gläubige möchte durchs Sieb hindurchfallen und in die Tiefe der Verzweiflung, in die Nacht des Verderbens sinken! (Luk. 22,21.22.) Doch der Herr steht über allem und Satan darf in der Versuchung Seiner Heiligen nicht über das hinausgehen, was Er ihm gestattet. Was wir haben und selbst, was wir sind, kann Gott in des Teufels Hand geben zu unserer Zerbrechung, wie bei Hiob. (Lies Hiob 1,8-12; 2,3-6.) Doch Gott fügt zu der Erlaubnis, die Er dem Feinde gibt, gleich die Bedingung: „Doch schone seines Lebens!“ - Unsere Seele, unser wahres Leben ist, wenn wir Christo angehören, „mit Ihm verborgen in Gott“. (Kol. 3,3.) Gott hat das „Sieb“ der Trübsal so gefertigt, daß auch das kleinste Weizenkörnlein, der schwächste Heilige, nicht durchfallen kann! Nur die Spreu des natürlichen Wesens soll von uns abgeschüttelt werden - es ist ein „fremdes Joch“ - nur die Stricke, mit denen die Seele noch an Vergängliches gebunden ist, sollen verbrennen im Ofen des Elends und der Drangsal! (Lies Dan. 3,21-25.) Die Hochmütigen, Selbstgerechten, fleischlich Sicheren aber, die da sprechen: „Das Unglück wird uns nicht nahen und nicht an uns herankommen!“ sie gehen verloren. Das göttliche Gericht ereilt sie; das gilt auch heute!