Mittwoch, den 22. Januar 1919
Amos 8,4-6
Hier wendet sich Amos an die Habsüchtigen, an die Wucherer. Geldliebe und Gewinnsucht ersticken alle besseren Gefühle im Menschen, auch im Herzen des Gläubigen! Nicht umsonst sagt der Herr Jesus: „Sehet zu und hütet euch vor aller Habsucht!“ - auch vor dem feinsten Anfang derselben. (Luk. 12,15.) Diese Gesinnung, welche auf Kosten der Armen und Unterdrückten reich werden will, ist eine herzlose und Gott im Innersten entgegengesetzte! Leute, die nur noch dem „Geschäft“ leben, können keinen Feiertag leiden, der ihnen Ruhe auferlegt. Ihre Gedanken sind ganz ausgefüllt von dem Einen: wie schlage ich am meisten für mich heraus beim Handel? Dieser Trieb führt zu schändlicher Ungerechtigkeit; das Gewissen gewöhnt sich an Härte und an Betrug; schließlich schreckt man vor nichts mehr zurück, was Gewinn verspricht! Ob dabei Menschen unglücklich gemacht und zugrunde gerichtet werden, das ist alles gleich.*) - Meint man nicht, der Prophet schaue in die Nöte, Gefahren und Ungerechtigkeiten unserer Tage hinein? Mögen die Kinder Gottes wachen, daß sie nicht mitgerissen werden von dem Strom der Ungerechtigkeit - daß sie nicht ihr Herz und Gewissen beflecken und verhärten durch die Gewinnsucht des gegenwärtigen Zeitlaufs!