Montag, den 20. Januar 1919
Amos 7,16.17
Mit großer Demut verbindet der Prophet, wie wir schon sahen, eine heilige Furchtlosigkeit und Freimütigkeit. O wie schön, wenn diese Eigenschaften ineinander gefügt, den Zeugen Gottes zieren! Gewiß war es nicht leicht für Amos, daß er zuletzt noch dem Oberpriester Amazia persönlich Gottes Strafe ankündigen mußte, weil er ihn, den Propheten Gottes, hatte mundtot machen wollen. Eine furchtbare Botschaft mußte er ihm ankündigen; man denke sich nur hinein! - Ein Knecht, eine Magd Gottes darf eben nicht fragen: „Was ist mir angenehm?“ oder: „Was macht mich den Menschen angenehm?“! Da gilt nur die eine Frage: „Herr, was willst Du, das ich tun oder reden soll?“ Das ist aber gerade das Erhabene und Selige im Beruf der Diener und Dienerinnen Gottes, daß sie ganz und freudig dem Willen ihres Herrn zur Verfügung stehen dürfen. Kein höherer Vorzug, kein herrlicherer Beruf in der Welt als dieser, auch wenn er schwere Aufträge, heiße Kämpfe, schmerzliche Enttäuschungen mit sich bringt; dennoch überwiegen die Freuden und Segnungen bei weitem und der Lohn wird einmal ein köstlicher sein!