Mittwoch, den 15. Januar 1919
Amos 7,1-3
Mit Kap. 7 beginnt der dritte Hauptteil des Propheten, welcher zugleich den Schluß bildet. Er enthält verschiedene prophetische Gesichte mit kurzen Erläuterungen und Reden an das Volk. - V. 1-3: Die Heuschrecken. Amos sieht den Herrn Heuschrecken bilden, und zwar um die Zeit des Spätgraswuchses nach dem Königsmähen.*) (Die Erinnerung an die furchtbare Verwüstung des Landes durch die Heuschrecken vor fünfzig Jahren [Joel 1] war noch sehr lebendig bei dem Volke!) Schon haben in der Vision des Propheten die Heuschrecken das „Kraut der Erde“ (d. h. die Feld- und Gartengewächse) abgefressen; da wird es ihm angst und er ruft flehentlich den Herrn an, dem schuldigen Volke zu vergeben und der furchtbaren Plage zu wehren. War doch das Volk sowieso „klein“, d. h. gering und arm an Hilfsquellen und Lebensmitteln, so daß es einen solchen Schlag nicht aushalten konnte, sondern elend hätte daran zugrunde gehen müssen. Und wirklich, „das inbrünstige Gebet eines Gerechten vermag viel“! Das Flehen des Propheten für sein Volk findet Erhörung. Der Herr läßt Sich’s gereuen und erklärt, daß das, was Amos zunächst im Gesicht (also durch den Geist) geschaut hat, nicht tatsächlich in Erfüllung gehen soll! - Ja, wahrlich, der Herr ist „gnädig, barmherzig, geduldig und von großer Güte und reuet Ihn bald der Strafe“ (Joel 2,13), wenn die Menschen nur aufrichtige Reue und Abkehr von ihrer Sünde beweisen! - Doch wie wenige glauben und bekennen es z. B. heute, daß unsere und unseres Volkes Sünden die Ursache sind, warum Gott uns all das Schwere senden mußte?