Donnerstag, den 21. November 1918
3. Mose 25,39-46
Sind die, welche in unseren Diensten oder unter unserer Aufsicht und Leitung stehen, Kinder Gottes, so verbindet uns ja ein inneres, ewiges Band mit ihnen. Das wollen wir nicht außer acht lassen! Das irdische Dienst- oder Abhängigkeitsverhältnis besteht nur für eine Zeitlang – nämlich bis zum „Jubeljahre“, d. h. für uns bis zur Wiederkunft unseres Herrn und Heilandes! – Der Ausblick aufs Jubeljahr regelte das Verhalten der Kinder Israel auf allen Gebieten ihres praktischen Lebens. Dieser Ausblick bestimmte den Wert ihres Besitzes und gab ihnen die rechte Herzensstellung und Handlungsweise gegenüber den Menschen. Ist es nicht für uns in noch viel höherem Sinne so mit der Aussicht auf die Wiederkunft Christi? – Haben wir gläubige Dienstboten oder Angestellte, so wollen wir bedenken, daß das Dienstverhältnis nur bis auf diesen herrlichen Tag besteht, während unser geschwisterliches, geistliches Verhältnis mit ihnen für immer und ewig währt. Dieses Bewußtsein möge unserer Gesinnung und unserem Verhalten ihnen wie allen Menschen gegenüber den Stempel der Liebe und der Heiligkeit aufdrücken! „Wer seinen Bruder nicht liebt, den er siehet, wie kann er Gott lieben, welchen er nicht siehet?“ Wahre Liebe zu Gott ist unvereinbar mit Härte und Lieblosigkeit gegen Menschen!