Mittwoch, den 7. Februar 1917
Einleitung zum Buch Hosea
Hosea (d. h. „Rettung“ oder „Retter“, ein tröstlicher Name in einer bösen Zeit!) ist ein Prophet in Israel (dem Zehnstämmereich) und steht, weil seine Weissagung eine der umfangreicheren ist, an der Spitze der „kleinen Propheten“. Er wirkte während etwa 60 Jahren unter dem Volke (785-725 v. Chr.), zumteil gleichzeitig mit Jesaja, Micha, Joel und Amos. Obwohl ein Prophet Israels, bezeichnet er die Zeit seines Zeugnisses doch vor allem durch die Namen der jüdischen Könige, in welchen er das von Gott erwählte Königsgeschlecht, das Haus Davids, anerkennt. Von den Königen Israels nennt er nur Jerobeam (II.), obwohl er auch seine Nachfolger erlebte; da diese aber mehr Thronräubern als wirklichen Königen glichen, so erwähnt Hosea sie nicht.
Hosea 1,1.2 Die Berufung Hoseas in den Dienst des Herrn begann mit einem Befehl, welcher diesen „heiligen Mann Gottes“ (2. Petr. 1,21) schwer angekommen sein muß. Gott gebietet ihm - es handelt sich hier um einen Ausnahmefall, weil Gott besondere Zwecke im Auge hatte - sich mit einem Weibe zu verehelichen, welches bisher ein unreines Leben geführt hat, und auch ihre Kinder zu sich zu nehmen. So mußte der Prophet erfahren, daß der Eintritt in den Dienst des HERRN nicht nur die Hingabe unserer Kraft und Zeit erfordert, sondern die Darangabe unseres ganzen Willens und Lebens! Ein wahrer, Gott wohlgefälliger Dienst ist nur möglich, wenn ein Knecht, eine Magd des HERRN mit völligem, man möchte sagen blindem Vertrauen und restlosem Gehorsam sich Ihm zur Verfügung stellt und sich Seinem Wort unterwirft - kurz, wenn das ganze Herz Ihm hingegeben ist und bleibt! (Lies Spr. 23,26.) - Jesus spricht deshalb auch heute: „Jeder von euch, der nicht allem entsagt, was er hat, kann nicht Mein Jünger sein.“ (Luk. 14,33; lies auch V. 26.27.) - Die Propheten hatten Gottes Wort nicht nur mit den Lippen zu verkündigen, sondern ihr ganzes Leben mußte dahinter stehen und mitsprechen, um dem Volke die Aussprüche Gottes verständlich und anschaulich zu machen! (Vergl. für uns: 2. Kor. 3,2.3.) - Um nun den Kindern Israels ihre Abtrünnigkeit und Unreinheit, zugleich aber Gottes heilige, geduldige und gewinnende Liebe und Gnade so recht vor Augen zu führen und sie dadurch zur Buße zu locken, muß der gottesfürchtige Prophet diese Ehe eingehen, welche von ihm viel tragendes Erbarmen und heilige Liebe und Geduld erforderte. - Gott betrachtet das Verhältnis mit Seinem erlösten Volke als ein so nahes und heiliges, daß Er dasselbe in der Schrift immer wieder unter dem Bilde der Ehe darstellt. Doch muß Er im Blick auf Israel klagen: „Sie haben Mir den Rücken zugekehrt und nicht das Angesicht!“ (Jer. 2,27.) - Das Volk hatte, obwohl Gott es mit Wundern und Zeichen aus Ägypten erlöst und Sich zum Eigentumsvolk erwählt hatte, von jeher ein „hurerisches Herz“ (Hes. 6,9), d. h. ein Herz, das sich schnell und gern von Jehova, seinem wahren Gott und HERRN, abwandte und fremden Göttern anhing. - Muß der HERR nicht auch heute vielen Gläubigen mit tiefem Schmerz vorwerfen: „Ihr Ehebrecherinnen (im geistlichen Sinne), wisset ihr nicht, daß die Freundschaft der Welt Feindschaft wider Gott ist? Wer nun irgend ein Freund der Welt sein will, stellt sich als ein Feind Gottes dar. Oder meinet ihr, daß die Schrift vergeblich rede?“ (Jak. 4,4.5.)