BIBELLESEZETTEL von Chr. von Viebahn

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JAHRGANG 1917
Januar 1917

Freitag, den 5. Januar 1917


Psalm 103,8-10

Jeder wahre Gläubige wird, wenn er seinen bisherigen Lebensweg bis auf den heutigen Tag im göttlichen Lichte überblickt, aus tiefstem Herzen anbetend in diese Worte einstimmen: „Barmherzig und gnädig ist der HERR, geduldig (wörtlich: langsam zum Zorn) und von großer Güte!“*) O wie gut, daß wir schwachen, leicht irrenden und fehlenden Menschenkinder einen solch barmherzigen, gnädigen und geduldigen Gott haben! - Durch das Evangelium kennen wir Ihn jetzt noch unendlich herrlicher, als Er hier beschrieben wird; denn durch das kostbare Blut Christi Ihm nahegebracht, wissen wir, daß unser Heiland auf Golgatha den Kelch des Zornes Gottes bis auf den letzten Tropfen für uns geleert hat, so daß wir singen und sagen dürfen:

O Glück unaussprechlich, Gott zürnet nicht mehr!
Den feindlichen Sünder begnadigte Er!

So kennt denn der durch Christum Geheiligte nicht nur einen Gott, welcher „nicht immerdar rechten und nicht ewiglich nachtragen“ wird, sondern er darf wissen und rühmen, daß sein Gott überhaupt nicht mehr rechtet und hadert und ihm gar nichts mehr nachträgt und vorwirft! Je mehr wir also im Lichte der uns geschenkten Gnade unsere vergangenen Missetaten erkennen, desto klarer und herrlicher steht Gottes barmherzige Handlungsweise mit uns vor unseren Augen. Warum verschont Gott alle wahrhaft Glaubenden vom Gericht und erläßt ihnen ihre Schuld? Wie ist dies möglich? Nur weil Er Christo, Seinem geliebten Sohn, „getan hat nach unseren Sünden“ und „vergolten hat nach unseren Missetaten“! Ihn hat Er nicht geschont, sondern hat Ihn für uns alle dahingegeben in Gericht und Tod.

*) Der Psalmist hat hier die wunderbare Offenbarung vor Augen, welche Jehova einst Seinem Knechte Mose von Sich Selbst gab, nachdem das Volk Israel am Sinai durch die Sünde des goldenen Kalbes seine ganzen Beziehungen zu Jehova in Frage gestellt hatte. Nur durch die persönliche Mittlerschaft des Mose wurde damals die Möglichkeit geschaffen, daß Gott dem Volke vergeben und es fernerhin in Güte und Barmherzigkeit tragen und führen konnte. (Lies 2. Mose 34,5-7, besser noch die ganzen Kapitel 32 - 34!) - So wird Gott dereinst auf Grund der unendlich herrlicheren und vollkommneren Mittlerschaft Christi dem Volke Israel eine völlige Begnadigung zuteil werden lassen. Gerade unser Psalm, der uns nicht nur Davids persönliche Erfahrungen von Gottes Gnade wiedergibt, sondern zugleich in prophetischer Weise dem zukünftigen begnadigten Israel in den Mund gelegt wird, zeigt uns, wie reich und vollkommen die Vergebung, Erneuerung und Segnung ist, die demselben durch den Herrn Jesum geschenkt werden wird. Deshalb wird hier auch - was außerordentlich beachtenswert ist - die zweite Hälfte jener Offenbarung Gottes unter dem Gesetz („Keineswegs hält Er für schuldlos den Schuldigen, der die Ungerechtigkeit der Väter heimsucht an den Kindern bis ins dritte und vierte Glied“) weggelassen, denn sie entspricht nicht der vollkommenen Gnade, welche Gott in Christo geoffenbart hat.

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