Montag, den 4. Dezember 1916
Psalm 102,14-17 (Luther 102,15-18)
Für einen treuen Israeliten waren selbst die einzelnen umherliegenden Steine und der Schutt des zerstörten Jerusalem noch kostbar und teuer, denn es war die Stadt seines Gottes - auch in ihrer Erniedrigung. Ein tiefes Sehnen nach ihrer Wiederherstellung erfüllte sein Herz. Ist auch uns jeder „lebendige Stein“, der zum Hause Gottes gehört - jedes Kind Gottes, und sei es das geringste - so teuer, weil Jesus es mit Seinem Blut erkauft hat? Und schauen wir sehnsüchtig aus nach dem Augenblick, da Er, unser HERR, erscheint und aus Trümmern und Verfall heraus Seinen Tempel emporhebt und herrlich vollendet, so daß auch nicht ein Stein daran fehlen wird? - Der Glaubensblick des heiligen Sängers dringt hier Jahrtausende voraus und der Geist Gottes läßt ihn schauen, wie dereinst die Nationen der Erde sich vor Christo, dem König der Herrlichkeit, beugen und Ihn als „den Höchsten über die ganze Erde“ anerkennen werden, der Zion aufbaut und es zum Mittelpunkt Seiner Regierung auf Erden macht. - V. 17 (Luther V. 18) zeigt uns, daß auch dieses letzte, wunderbarste und mächtigste Eingreifen Gottes für Israel die Erhörung des Gebets und Flehens der „Elenden“ sein wird, nämlich der in der letzten großen Drangsal so entsetzlich leidenden und bedrohten Juden. Sie werden sich als „Entblößte“, d. h. als solche, die äußerlich und innerlich vollständig verlassen und verarmt sind, zu Ihm wenden, und Er wird ihr Gebet nicht verachten, sondern sie begnadigen und aus aller Bedrängnis herrlich erretten. - Welch ein Trost liegt in dieser gnädigen Verheißung auch heute für diejenigen, welche sich ganz hilflos und verlassen vorkommen! Unser großer Gott ist ferne davon, die Gebeugten zu verachten: „Er hilft den Elenden herrlich“ u. „schmückt sie mit Rettung“! (Ps. 149,4.)