BIBELLESEZETTEL von Chr. von Viebahn

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JAHRGANG 1916
Dezember 1916

Sonntag, den 3. Dezember 1916


Psalm 102,11-13 (Luther 102,12-14)

Das ist der große Unterschied zwischen den Klagen des Glaubens und der Verzweiflung des Unglaubens: der letztere geht unter im Elend und in der Finsternis, weil er Gott nicht sieht und nicht sehen will; der Glaube aber spricht: „Sitze ich in Finsternis, so ist doch der HERR mein Licht!“ (Micha 7,8.) Dieses Licht strahlt dem im Elend zermalmten Menschen Gottes hier lieblich auf. Von seinem hinfälligen, nichtigen Ich wendet er sich zu Jehova, seinem ewig treuen, großen Gott: „Du aber, HERR, bleibest ewiglich!“ Meine Tage auf Erden gleichen den gestreckten Abendschatten, die sich bald in der Dunkelheit der Todesnacht auflösen - mein Leib sinkt dahin wie ein entwurzeltes, verdorrendes Kraut; aber in Dir, dem ewigen Lebensquell, findet meine durch Dich erlöste Seele ihr Heil, ihren Halt und ihr ewiges Teil! - Über der Größe und Herrlichkeit seines Gottes vergißt der Mensch Gottes vollständig sich selbst und sein Elend und geht auf in den großen Interessen und der herrlichen Zukunft Seines Reiches. Mochte Jehova Sich augenblicklich in tiefes Schweigen hüllen, mochte Er scheinbar schlafen, während Zion im Elend verging und seine Mauern in Trümmern lagen - der Glaube wendet sich kühn an Ihn und weiß es: „Du wirst aufstehen und Dich Zions erbarmen!“ - Es gibt vorherbestimmte Stunden für Gottes große Heils- und Machttaten, wie auch für Seine Gerichte. Der Glaube empfindet deutlich das Herannahen solcher Stunden, denn er lebt in Gottes Wort und erforscht dasselbe. (Vgl. z. B. Dan. 9,1-3.) So kann der Psalmist bei aller Demut und Zerbrochenheit hier zu dem ewigen Gott sprechen und wie ein treuer Knecht seinen Herrn erinnern: „Es ist Zeit, Zion zu begnadigen; denn gekommen ist die bestimmte Zeit!“ - Antwortet der HERR aber, wenn wir Seine Hilfe anrufen: „Meine Stunde ist noch nicht gekommen!“ so wollen wir still und freudig warten und zuversichtlich weiterbeten, denn in dem „Noch nicht!“ liegt kein „Nein“, sondern ein „Ja“; - es heißt: „Meine Stunde kommt!“

Wenn die Stunden sich gefunden, bricht die Hilf’ mit Macht herein;
Und dein Grämen zu beschämen, wird es unversehens sein!

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