Dienstag, den 30. Mai 1916
Psalm 95,7.8
Eine unaussprechliche Gnade ist es, wenn man sagen darf: Ich gehöre zum Volke Gottes! Alle Erlösten auf Erden gehören zu diesem himmlischen Volke, zu dieser Herde, die von Seiner allmächtigen Hand geweidet und geführt wird, Seiner ewigen Herrlichkeit entgegen! - Diese Herde läßt Er Seine Stimme hören in Seinem Wort durch Seinen Geist, daß sie ihnen ins Herz dringe! - Es ist von Ewigkeitsbedeutung, daß ich auf das achte, was Er gerade heute zu mir reden will. Gott wendet Sich immer an beides, an mein Herz und Gewissen; Er verbindet stets Gnade mit Wahrheit, freundliche Führung mit heiliger Erziehung, liebevollen Zuspruch mit praktischer Reinigung und Läuterung. Ich will für beides zugänglich sein, für beides mich dankbar erweisen im täglichen Leben - heute! - Unter Herzensverhärtung stellen sich die meisten Gläubigen einen ganz schlimmen inneren Zustand vor und wähnen sich weit davon entfernt! Und doch, wie nahe liegt jedem von uns diese Gefahr! Das Nichtbeachten einer leisen, inneren Mahnung, das Übergehen eines Winkes des Geistes, das achtlose Hinweggleiten über eine Sünde, über eine Unwahrheit, eine kleine Unehrlichkeit, das Nichtgutmachen einer Lieblosigkeit, das Nichtbefolgen eines gehörten oder gelesenen Bibelwortes - schon eines dieser Dinge kann zur Folge haben, daß unser Herz nicht mehr so empfänglich und empfindsam ist für die bildende, umformende Hand des göttlichen Meisters!