Montag, den 28. Juni 1915
Psalm 84,5.6
Auf dem Wege zum himmlischen Ziele bedarf der Gläubige Kraft. Manch tiefe Prüfung und manch schmerzliches Leid läßt ihn erfahren, daß diese Erde ein Tal der Tränen ist - aber er darf es mit erhobenem Haupte durchschreiten und dabei wachsen am inwendigen Menschen. Er klagt nicht mehr: Ich habe keine Kraft, denn er weiß, daß in ihm keine Kraft ist. Das wußte auch Paulus, der sich nur seiner Schwachheit rühmte (vergl. 2. Kor. 12,9.10). Aber über ihm wohnte und in ihm wirkte die Kraft des Christus. Damit dies geschehe, müssen im Herzen gebahnte Wege für den Willen Gottes sein. Welch wichtige Belehrung! Fertig mit den eigenen Plänen und Wünschen, spricht das Herz zum HERRN: Nicht mehr mein Wille, sondern Dein Wille! Alsbald ist Friede. Die göttliche Führung hat nicht mehr im Herzen des Gläubigen den Eigenwillen zu überwinden, es bedarf nicht mehr eines Kampfes gegen die Neigungen der angeborenen Natur, sondern das Herz ist glücklich in dem Wege, welchen Jesus führt. Ein solcher Mensch verwandelt für seine Umgebungen das Tränental in eine blühende Oase, wo Quellen des Friedens und der Freude sprudeln; dort dürfen ermattete Herzen unter den Tröstungen und Erquickungen der Gnade aus den ewigen Quellen trinken. Ist solches Leben nicht wirklich des Lebens wert, wenn ein Kind Gottes gewürdigt wird, Trost und Mut in betrübte, bedrückte Herzen zu spenden, Verzagte aufzurichten, Traurige zu trösten, Tränen zu trocknen, Hilfe zu bringen? Nicht nur die uns umgebende hoffnungslose, sterbende Welt bedarf dieses Dienstes, sondern auch viele matt gewordene Kinder Gottes. Manche zagende, sorgende, seufzende Gläubige bedürfen Wasser des ewigen Lebens (Joh. 4,13.14), bedürfen jene Oase von Elim (2. Mose 15,27), wo Gottes Volk bei zwölf Quellen und unter siebenzig Palmbäumen erquickt wurde, ehe es seine Wüstenwanderung fortsetzte.