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f) Ablösung des Zehnten, den man dem HERRN gelobt hat (3. Mose 27,30-34)
3. MOSE 27,30-34
30 Alle Zehnten im Lande von Samen des Landes und von Früchten der Bäume sind des HERRN und sollen dem HERRN heilig sein. 31 Will aber jemand seinen Zehnten lösen, der soll den Fünften darübergeben. 32 Und alle Zehnten von Rindern und Schafen, von allem, was unter dem Hirtenstabe geht, das ist ein heiliger Zehnt dem HERRN. 33 Man soll nicht fragen, ob's gut oder böse sei; man soll's auch nicht wechseln. Wird's aber jemand wechseln, so soll's beides heilig sein und nicht gelöst werden. 34 Dies sind die Gebote, die der HERR dem Mose gebot an die Kinder Israel auf dem Berge Sinai.
Als Christen stehen wir nicht unter dem alttestamentlichen Gesetz, auch nicht unter dem Gesetz des Zehnten. Kann aber der Herr nicht von uns, denen viel größere Gnade und höhere Segnung als Israel zuteil geworden ist, auch weit größere Dankbarkeit und Hingebung, in Tat und Wahrheit bewiesen, erwarten? Ich glaube, viele Kinder Gottes müßten, wenn sie ehrlich wären, sich tief schämen vor einem Israeliten, der treulich dem Herrn den Zehnten von all seinen Erträgnissen und Einkünften entrichtete! Kein Wunder ist es, daß es manchen Gläubigen so kärglich geht und sie wenig Segen im Geschäft und Ergehen haben – vor allem wenig Segen und Freude und Kraft in ihrer Seele! Sie sind karg gegen den Herrn und gegen die Notleidenden, und manche bedenken und glauben kaum ernstlich, daß Gott von ihnen durch Wohltätigkeit gegen Arme und durch reichliche Gaben für Sein großes Werk auf Erden geehrt werden will! Und doch ist es ihr eigener Schade in jeder Hinsicht, daß ihre Herzen so stehen! – Abgesehen von solchen Kindern Gottes, die sich mit allem, was sie sind und haben, dem Herrn zur Verfügung und zum Dienst gegeben haben, haben auch viele aus freiem Herzensentschluß und dankbarer Liebe zum Herrn begonnen, Ihm den Zehnten all ihrer Einkünfte zu geben für Arme und Elende, für Werke barmherziger Nächstenliebe und für die Ausbreitung Seines Evangeliums. Und sie wissen nicht genug zu rühmen, wie wunderbar Er sie seither im Äußeren versorgt, so daß sie jetzt trotz der Abgabe des Zehnten für sich selbst und ihre Familien besser durchkommen als wie zuvor – ja, daß Er sie selbst in der Kriegszeit wunderbar gesegnet hat im Leiblichen und Geistlichen. – Wir wollen durchaus kein gesetzliches Joch auf den Hals unserer Mitgläubigen legen! Der Herr läßt Seinen Erlösten völlige Freiheit in der Verwendung von Hab und Gut. Aber es steht auch für uns in bezug auf das Geben geschrieben: „Wer sparsam säet, der wird auch sparsam ernten; und wer segensreich (oder freigebig) säet, wird auch segensreich ernten!“ (2. Kor. 9,6.) Unser Gott ist ein reicher Herr und ein großer König. Schon um Seiner Ehre willen, noch viel mehr aber um Seiner Liebe willen, wird Er Seine Kinder, wenn sie Ihm großes Vertrauen schenken und es wagen, Ihm viel zu geben, nicht in Verlegenheit kommen lassen, sondern sie vielmehr überreich segnen, auch im Irdischen. Es gilt auch heute noch: „Ehre Jehova von deinem Vermögen und von den Erstlingen all deines Ertrages, so werden sich deine Speicher füllen mit Überfluß und deine Kufen von Most überfließen!“ (Spr. 3,9.10.)
(Sonntag, 23. März 1919)