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c) Des HERRN Feiertage halten (3. Mose 19,3b)
3. MOSE 19,3b
3 ... Haltet meine Feiertage; denn ich bin der HERR, euer Gott.
Unter dem Sabbatgebot steht der Christ nicht; denn dasselbe war das ausschließliche Bundeszeichen für Israel. (Vergl. Hesekiel 20,12)
Das Gesetz stellte den Ruhetag an das Ende der Woche; erst auf die sechs Arbeitstage folgte derselbe. Das ist sehr bezeichnend für das Gesetz, denn dasselbe forderte von dem Menschen, daß er durch sein Tun und Wirken, durch das Halten der göttlichen Gebote, sich den Eingang in die Ruhe und in das Leben verdiene. (Römer 10,5)
Aber noch nie ist aus Gesetzeswerken ein Mensch zur Gerechtigkeit, zur wahren Ruhe und zu Gottes Herrlichkeit gelangt; denn der Mensch ist ein Sünder, unfähig und kraftlos zum Guten, geknechtet unter die Sünde! (Römer 3,9.20; Epheser 2,1-3)
Selbst die Gläubigen des Alten Bundes erlangten nicht durch das Halten der Gebote, sondern durch Glauben Annahme und Gerechtigkeit bei Gott, wie uns das an Abraham, dem Vater der Gläubigen, dargetan wird. (Lies 1. Mose 15,6)
Doch als im Glauben Gerechtfertigte erwiesen sie sich Gott dankbar in einem gehorsamen Wandel in Seinen Geboten; darin sind sie uns ein leuchtendes Vorbild! – Durch das Erlösungswerk Christi ist nunmehr der Glaubende befreit vom Gesetz und auf den weit erhabneren Boden der Gnade gestellt. Vergebung der Sünden, göttliche Gerechtigkeit und das ewige Leben sind ihm von vornherein in Christo geschenkt, ja, er darf sich schon jetzt im Glauben der ewigen Ruhe und Herrlichkeit Gottes rühmen! So beginnt also der Christ seinen Glaubenslauf im gewissen Besitz des ewigen Lebens und der wahren Ruhe für Herz und Gewissen; deshalb ist es ihm auch möglich, in der Kraft des Heiligen Geistes dem Wort des Herrn gehorsam zu sein und für Gott zu leben und zu wirken in dieser bösen Welt, indem ihm der Eingang in den Himmel gesichert ist durch die Gnade! Darum hat Gott nunmehr den Ruhetag, den Tag des Herrn Jesu, an den Anfang der Woche gestellt; das ist bezeichnend für die neue Stellung und Segnung des Christen! – Verboten ist ihm am Sonntag die Arbeit nicht; aber er freut sich, am Tage seines Herrn und Heilandes die Werktagsarbeit möglichst beiseite zu lassen und an diesem Tage Herz und Gedanken, Kraft und Zeit in besonderer Weise dem Herrn weihen zu dürfen! Vor allem füllt der ernste Christ diesen Tag aus mit dem Lesen und hören des Wortes Gottes und mit Lob und Preis und Dank gegen seinen Gott; er feiert mit den Mitgläubigen das Gedächtnis seines Herrn und Heilandes, der Sich Selbst am Kreuz für uns hingegeben hat. Dann aber freut er sich auch in der Ausübung der Liebe an Anderen und in der Beteiligung an Gottes großer Rettungsarbeit unter den verlorenen, verirrten Menschenkindern.
Wollte ein Christ, weil es ihm nicht verboten ist, am Sonntag seine irdischen Geschäfte treiben, so würde das nur eine niedrige, undankbare und weltliche Gesinnung verraten; der Segen Gottes könnte nicht auf ihm ruhen! – Daß die Obrigkeit im allgemeinen die Sonntagsruhe anordnet und aufrecht hält, darf uns zum Dank stimmen – nicht nur für uns selbst, sondern im Blick auf alle Menschen; denn es ist eine anerkannte Tatsache, daß der Mensch ein Leben, dessen Arbeit nicht immer wieder durch einen Ruhetag unterbrochen wird, nicht aushält!
(Montag, 12. März 1917)