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8. Mose verhandelt mit dem HERRN, dass sein Angesicht doch mit hinaufzieht nach Kanaan (2. Mose 33,11-17)
2. Mose 33,18-23
18 Er aber sprach: So laß mich deine Herrlichkeit sehen. 19 Und er sprach: Ich will vor deinem Angesicht alle meine Güte vorübergehen lassen und will ausrufen des HERRN Namen vor dir. Wem ich aber gnädig bin, dem bin ich gnädig; und wes ich mich erbarme, des erbarme ich mich. 20 Und sprach weiter: Mein Angesicht kannst du nicht sehen; denn kein Mensch wird leben, der mich sieht. 21 Und der HERR sprach weiter: Siehe, es ist ein Raum bei mir; da sollst du auf dem Fels stehen. 22 Wenn denn nun meine Herrlichkeit vorübergeht, will ich dich in der Felskluft lassen stehen und meine Hand ob dir halten, bis ich vorübergehe. 23 Und wenn ich meine Hand von dir tue, wirst du mir hintennach sehen; aber mein Angesicht kann man nicht sehen.
Schließlich hat Mose für sich selbst noch ein inniges Verlangen: „Laß mich doch Deine Herrlichkeit sehen!“ - welche Bitte wohl gleichbedeutend war mit der anderen: „Laß mich doch Dein Angesicht sehen!“ - Dieses heiße und heilige Verlangen entsprang der nahen Gemeinschaft, die Mose mit Gott hatte, und war Ihm deshalb unendlich wohlgefällig. Voll und ganz konnte ihm diese Bitte allerdings nicht gewährt werden, denn die Frage der Sünde war noch nicht in Wahrheit gelöst - die Erlösung noch nicht vollbracht! Und so war auch der Zutritt zu Gottes unmittelbarer Gegenwart und Herrlichkeit noch nicht soweit ermöglicht, wie Mose es hier begehrte, obwohl er ja ein großes Maß von Vertrautheit genoß und ein großes Maß von Herrlichkeit schauen durfte! - Soweit es irgend möglich war, kam Gott dem Verlangen Seines geliebten Knechtes entgegen. Wenn er die Herrlichkeit Gottes noch nicht in ihrer Fülle schauen durfte, so wollte Gott doch alle Seine Gnade vor seinem Angesicht vorübergehen lassen. Ja, auch die Herrlichkeit sollte an ihm vorübergehen; nur schauen konnte er sie nicht. Mose mußte in einer Felsenkluft geborgen stehen und von der Hand Gottes selbst gedeckt sein. Der Glanz der Herrlichkeit wäre zu überwältigend gewesen für ihn in seiner damaligen Stellung: „Nicht kann ein Mensch Mich sehen und am Leben bleiben!“ - Können wir nicht in diesem Geborgensein des Mose in der Felsenkluft, gedeckt von der Hand Gottes, ein Bild sehen von der sicheren Stellung und dem Geborgensein jedes wahren Glaubenden in Christus vor Gott? - Gedeckt von der schützenden Hand Gottes sollte Mose es erleben, daß die Herrlichkeit Gottes vorüberging, und dann durfte er dem Herrn nachschauen. „Aber Mein Angesicht soll nicht gesehen werden!“ - so hieß es selbst für den treuesten Knecht Gottes - bis Christus, der große Erlöser, kam und das vollwertige Erlösungswerk zur Verherrlichung Gottes und ganz nach Seinem Herzen vollbrachte. - Wir erkennen hier den gewaltigen Unterschied zwischen der Stellung der Glaubenden, ehe Christus kam und der Stellung der Glaubenden „in Christus“, dem auferstandenen, zum Himmel gefahrenen Erlöser! - In Moses Tagen hieß es: „Mein Angesicht soll nicht gesehen werden!“ Jetzt heißt es: „Wir alle aber schauen mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn an!“ - Kennst du, Kind Gottes, diese wunderbare neue Stellung, die dir im Sohn Gottes und auf Grund Seines vollbrachten Opfers eingeräumt ist, und weißt du sie freudig einzunehmen? [Lies Röm. 5,11; 8,1. 2; Eph. 1,3-8; 2,13. 19-22.]
Dann gilt auch das weitere von dir: „Wir werden umgewandelt in Sein Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit durch den Geist Gottes!“ Wenn der Herr Jesus in Matthäus 11 von Johannes dem Täufer spricht: „Wahrlich. Ich sage euch, unter den von Frauen Geborenen ist kein Größerer aufgestanden als Johannes der Täufer!“, so fügt Er hinzu: „Der Kleinste aber im himmlischen Königreich ist größer als er!“ Dies will sagen: Auf Grund des vollbrachten Erlösungswerkes und der Himmelfahrt Christi ist jetzt für den geringsten Glaubenden die Stellung im Königreich Gottes eine unendlich höhere und gesegnetere als für den größten Mann Gottes im Alten Bunde. (Lies Röm. 7,6; Gal. 3,26-29.)
Wer in das vollkommene Gesetz - in das Gesetz der Freiheit - nahe hineingeschaut hat und darin bleibt, der wird kein vergeßlicher Hörer sein, sondern ein wirklicher Täter des Wortes Gottes! Wie glückselig kann er in seinem Tun sein!“
(Donnerstag, 30. Mai Himmelfahrt 1935)