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6. Das Volk demütigt sich, weil der HERR nicht mitziehen will nach Kanaan (2. Mose 33,1-6)
2. Mose 32,33-33,6
33 Der HERR sprach zu Mose: Was? Ich will den aus meinem Buch tilgen, der an mir sündigt. 34 So gehe nun hin und führe das Volk, dahin ich dir gesagt habe. Siehe, mein Engel soll vor dir her gehen. Ich werde ihre Sünde wohl heimsuchen, wenn meine Zeit kommt heimzusuchen. 35 Also strafte der HERR das Volk, daß sie das Kalb hatten gemacht, welches Aaron gemacht hatte. Kapitel 33,1 Der HERR sprach zu Mose: Gehe, ziehe von dannen, du und das Volk, das du aus Ägyptenland geführt hast, in das Land, das ich Abraham, Isaak und Jakob geschworen habe und gesagt: Deinem Samen will ich's geben; 2 und ich will vor dir her senden einen Engel und ausstoßen die Kanaaniter, Amoriter, Hethiter, Pheresiter, Heviter und Jebusiter, 3 dich zu bringen in das Land, darin Milch und Honig fließt. Ich will nicht mit dir hinaufziehen, denn du bist ein halsstarriges Volk; ich möchte dich unterwegs vertilgen. 4 Da das Volk diese böse Rede hörte, trugen sie Leid, und niemand trug seinen Schmuck an sich. 5 Und der HERR sprach zu Mose: Sage zu den Kindern Israel: Ihr seid ein halsstarriges Volk. Wo ich nur einen Augenblick mit dir hinaufzöge, würde ich dich vertilgen. Und nun lege deinen Schmuck von dir, daß ich wisse, was ich dir tun soll. 6 Also taten die Kinder Israel ihren Schmuck von sich vor dem Berge Horeb
Gott ließ sich durch Moses tiefbewegliches Bitten und Flehen und durch Seines Knechtes dringliche Vorstellungen hinsichtlich der göttlichen Ehre zur vollen Begnadigung des Volkes bewegen, wie uns die nächsten Abschnitte unseres wunderbaren Buches zeigen werden. Doch noch tat Gott Sein innerstes Herz für Sein abgefallenes Volk nicht kund, vielmehr rauchte noch Sein Zorn: „Wer gegen Mich gesündigt hat, den werde Ich aus Meinem Buche auslöschen!“ -Es schien, als wolle Gott wirklich nichts mehr zu tun haben mit Israel. Mose konnte die Sorge und die Verantwortung für das Volk allein auf sich nehmen: „Und nun gehe hin! Führe das Volk dorthin, wohin Ich dir gesagt habe! Siehe, Mein Engel wird vor dir herziehen [2. Mos. 14,19. 20; 23,20. 23; 4. Mos. 20,16; Jes. 63,9]
und am Tage Meiner Heimsuchung, da werde Ich ihre Sünde an ihnen heimsuchen!“ - Nur so weit also hat Gott Sich hier erbitten lassen, daß Er Mose das Fortbestehen des Volkes unter dessen Führung und unter dem Schutze Seines voranziehenden Engels zusicherte und die Bestrafung des Volkes auf den Tag Seines Gerichts aufschob. [Vgl. V. 34.]
So hat also Mose durch seine Fürbitte bis jetzt wenigstens die Erhaltung des Volkes und seine Einführung in das verheißene Land unter göttlichem Schutz erwirkt - die Vernichtung Israels abgewendet! - Doch das bisherige Bundesverhältnis ist hier durchaus noch nicht wiederhergestellt. Durch das von den Leviten am Volke vollzogene Strafgericht war zwar der göttlichen Gerechtigkeit eine Sühne geleistet worden, aber doch nur eine vorläufige, unvollständige! - Wir werden sehen, was Mose bei dem Herrn, seinem Gott, durch ein heißes, vierzigtägiges Ringen noch für das Volk erreichen wird. - Kap. 33,1: Es ist, wie wenn Mose die Gegenwart des Herrn hier nicht verlassen könne, um dem Volke die ernste Botschaft Gottes auszurichten! So muß Gott ihm Seinen Befehl wiederholen: er soll mit dem Volke, das er aus Ägypten heraufgeführt habe, in das den Erzvätern verheißene Land ziehen. Gott sagt zu, Seinen Engel vor Israel herzusenden und die mächtigen Einwohner des Landes Kanaan vor Israel zu vertreiben. Aber Er fügt hinzu: „Ich werde nicht in deiner Mitte hinaufziehen. Israel, denn du bist ein hartnäckiges Volk - daß Ich dich nicht vernichte auf dem Wege!“ - Als Mose schließlich dem Volke diese ernste Botschaft - dieses unheilvolle Wort von Gott ausrichtete, begann das Volk zu trauern, und keiner legte seinen Schmuck an: auf diese Weise legten sie auch äußerlich die in ihrem Inneren beginnende Betrübnis und Buße an den Tag! [Vgl. 2. Sam. 19,24 (Luth. 25); 1.Kön. 21,27; 2. Kön. 19,1; Jona 3,6.]
Wahre Buße im Herzen wird sich auch im ganzen äußeren Benehmen des Menschen kundtun! Wenn der Mensch wirklich gebeugt ist über seine Sünde, so will er sich auch nach außen nicht mehr schmücken und zieren, sondern vor Gott und Menschen so dastehen, wie er in Wirklichkeit ist!' - Gott erkennt dies an: ja, Er fordert es als Zeichen wahrer Buße und als Voraussetzung für Seine Vergebung! - Den Israeliten muß der Herr hier den Vorwurf machen: „Ihr seid ein hartnäckiges Volk! Zöge Ich nur einen Augenblick in eurer Mitte hinauf, so würdet ihr vernichtet werden!“ - Tief war die Reue und Zerknirschung des Volkes noch nicht. Es war nur ein Anfang der Buße, die noch ganz wesentlich vertieft werden mußte. - Ach, wie selten kommt es bei den Menschen - auch bei Kindern Gottes zu einer bis auf den Grund gehenden Reue und Beugung! (Lies Hiob 42,2-6; Jer. 31,19'''.)
(Freitag, 17. Mai 1935)