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24. Als der Hunger zunimmt, bedrängt Juda seinen Vater Jakob, den Benjamin mitziehen zu lassen (1. Mose 43,1-5)
1. MOSE 42,36 - 43,15
36 Da sprach Jakob, ihr Vater, zu ihnen: Ihr beraubt mich meiner Kinder; Joseph ist nicht mehr vorhanden, Simeon ist nicht mehr vorhanden, Benjamin wollt ihr hinnehmen; es geht alles über mich. 37 Ruben antwortete seinem Vater und sprach: Wenn ich dir ihn nicht wiederbringe, so erwürge meine zwei Söhne; gib ihn nur in meine Hand, ich will ihn dir wiederbringen. 38 Er sprach: Mein Sohn soll nicht mit euch hinabziehen, denn sein Bruder ist tot, und er ist allein übriggeblieben; wenn ihm ein Unfall auf dem Wege begegnete, den ihr reiset, würdet ihr meine grauen Haare mit Herzeleid in die Grube bringen. -- Kapitel 43: 1 Die Teuerung aber drückte das Land. 2 Und da es verzehrt war, was sie an Getreide aus Ägypten gebracht hatten, sprach ihr Vater zu ihnen: Zieht wieder hin und kauft uns ein wenig Speise. 3 Da antwortete ihm Juda und sprach: Der Mann band uns das hart ein und sprach: Ihr sollt mein Angesicht nicht sehen, es sei denn euer Bruder mit euch. 4 Ist's nun, daß du unsern Bruder mit uns sendest, so wollen wir hinabziehen und dir zu essen kaufen. 5 wenn du ihn aber nicht sendest, so werden wir nicht hinabziehen; denn der Mann hat zu uns gesagt: Ihr sollt mein Angesicht nicht sehen, es sei denn euer Bruder bei euch. 6 Da sprach Israel: Warum habt ihr mir das Leid angetan, dem Manne kundzutun, daß ihr noch einen Bruder habt? 7 Und sie sprachen: Der Mann erkundigte sich genau nach uns und unserer Verwandtschaft und sprach: Lebt euer Vater noch? Habt ihr noch einen Bruder? und wir taten es ihm kund nach diesen Worten. Konnten wir denn wissen, daß er sagen würde: Bringet euren Bruder herab? 8 Und Juda sprach zu Israel, seinem Vater: Sende den Knaben mit mir, und wir wollen uns aufmachen und ziehen, daß wir leben und nicht sterben, sowohl wir als du als auch unsere Kinder. 9 Ich will Bürge für ihn sein, von meiner Hand sollst du ihn fordern; wenn ich ihn nicht zu dir bringe und ihn vor dein Angesicht stelle, so will ich alle Tage gegen dich gesündigt haben; 10 denn hätten wir nicht gezögert, gewiß, wir wären jetzt schon zweimal zurückgekehrt. 11 Und Israel, ihr Vater, sprach zu ihnen: Wenn es denn also ist, so tut dieses: Nehmet von dem Besten des Landes in eure Gefäße und bringet dem Manne ein Geschenk hinab: ein wenig Balsam und ein wenig Traubenhonig, Tragant und Ladanum, Pistazien und Mandeln. 12 Und nehmet doppeltes Geld in eure Hand, und bringet das Geld, das euch oben in euren Säcken wieder geworden ist, in eurer Hand zurück; vielleicht ist es ein Irrtum. 13 Und nehmet euren Bruder und machet euch auf, kehret zu dem Manne zurück. 14 Und Gott, der Allmächtige, gebe euch Barmherzigkeit vor dem Manne, daß er euch euren anderen Bruder und Benjamin loslasse. Und ich, wenn ich der Kinder beraubt bin, so bin ich der Kinder beraubt! 15 Da nahmen die Männer dieses Geschenk und nahmen doppeltes Geld in ihre Hand und Benjamin, und machten sich auf und zogen nach Ägypten hinab. Und sie traten vor Joseph.
PSALM 55,2
Gott, erhöre mein Gebet und verbirg dich nicht vor meinem Flehen.
Die innere Not Jakobs, jetzt auch noch neben den zwei anderen Söhnen Benjamin hergeben zu sollen, war sehr groß. Als die Söhne dies bemerkten, suchten sie natürlich nach einem guten Ausweg. Ruben, als der Erstgeborene, bot dem Vater seine zwei eigenen Söhne als Pfand an. Das war wohl gut gemeint, aber was hätte es Jakob geholfen! Gottes Meißelschläge taten eine letzte, ernste Arbeit an dem Gotteskämpfer. Jakob litt schwerste Qualen. „Ihr habt mich der Kinder beraubt und werdet mein graues Haupt mit Kummer hinabbringen in das Totenreich. Mein Sohn Benjamin soll nicht mit euch hinabziehen!“ [Vgl. Ps. 71,18–21; 1. Chron. 29,17a; Jes. 51,12–14.]
Die noch weiter ansteigende Hungersnot zwang Jakob, von diesem Entschluß abzusehen. Er erkannte, daß ein weiterer Zug nach Ägypten notwendig war. Als er nun seine Söhne aufforderte, wieder hinabzuziehen, trat ihm Juda mit großer Bestimmtheit entgegen: „Wir können ohne Benjamin nicht hinabziehen.“ Diese offenen, entschiedenen Worte verfehlten ihren Eindruck nicht. Jakob sah ein, daß er sich nicht länger sträuben dürfe, wollte er nicht seine Familie dem Hunger preisgeben. Er faßte sich darum nun im Glauben und traf mit Umsicht, Ruhe und Entschlossenheit seine Anordnungen; denn er wollte seinerseits nichts unterlassen, was zum Gelingen des Weges beitragen könnte. – Auch wir wollen uns demütig beugen und fügen, wenn Gott von uns ein schweres Opfer verlangt. Wie Jakob für diese Gehorsamstat nicht nur seinen Benjamin wiederbekam, sondern sogar auch seinen geliebten Joseph, so wird der Höchste auch nichts von uns fordern, was Er uns nicht auch reichlich wiedergibt. Warst du vielleicht in diesen Tagen auch in solcher Lage, weil Gott ein großes Opfer von dir forderte um deiner Nächsten willen, und wie hast du dich dabei entschieden? Wie hat Gott daraufhin mit die gehandelt? (Lies Hiob 42,2–6.10–13; Jes. 61,7; Sach. 9,12b.)
(Donnerstag, 22. Oktober 1953)