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12. Josef deutet ihre zwei Träume. Seine Deutungen erfüllen sich: dem Mundschenk wird vergeben, der Bäcker wird erhängt (1. Mose 40,9-23)
1. MOSE 40,20-23
20 Und es geschah des dritten Tages, da beging Pharao seinen Jahrestag; und er machte eine Mahlzeit allen seinen Knechten und erhob das Haupt des obersten Schenken und das Haupt des obersten Bäckers unter den Knechten, 21 und setzte den obersten Schenken wieder in sein Schenkamt, daß er den Becher reicht in Pharaos Hand; 22 aber den obersten Bäcker ließ er henken, wie ihnen Joseph gedeutet hatte. 23 Aber der oberste Schenke gedachte nicht an Joseph, sondern vergaß ihn
PSALM 5,2-5
2 HERR, höre meine Worte, merke auf meine Rede! 3 Vernimm mein Schreien, mein König und mein Gott; denn ich will vor dir beten. 4 HERR, frühe wollest du meine Stimme hören; frühe will ich mich zu dir schicken und aufmerken. 5 Denn du bist nicht ein Gott, dem gottloses Wesen gefällt; wer böse ist, bleibt nicht vor dir.
Joseph mußte also von neuem eine große Enttäuschung durchmachen. Die erste Zeit nach der Erhöhung des Obermundschenken hoffte er immer noch, derselbe werde Schritte für ihn beim Pharao tun und seine Befreiung veranlassen. Aber es geschah nichts. Der eintönige Gefängnisdienst ging weiter. Wie wenig kann man sich doch auf Menschen verlassen und am allerwenigsten auf sein eigenes Herz. Wir lesen in Sprüche 28,26: „Wer auf sein eigenes Herz vertraut, der ist ein Tor!“ – Ja, es war bitter für Joseph, daß immer noch keine Nachricht von dem Obermundschenken an ihn gelangte; doch auch jetzt noch hat er sein Vertrauen auf seinen herrlichen Herrn nicht weggeworfen! Es wird uns ja zugerufen: „Werft euer Vertrauen nicht weg, denn es hat eine große Belohnung!“ [Lies Spr. 16,2–8; Psalm 25,1–5; 37,3–9.]
Wenn auch der Obermundschenk undankbarerweise Joseph vergessen hatte – der Herr hatte Seinen Joseph nicht vergessen – keinen Augenblick! Es war nur eine neue Prüfungsstunde, in die er gekommen war. In Jesaja 49 ruft Zion aus: „Der Herr hat mich verlassen – der Herr hat mein vergessen! – Könnte aber auch ein Weib ihres Kindleins vergessen, daß sie sich nicht erbarmte über den Sohn ihres Leibes? Und wenn sie seiner vergäße – Ich, der Herr, will deiner nicht vergessen! Siehe, in Meine beiden Handflächen habe Ich dich eingezeichnet; deine Mauern sind beständig vor Mir!“ Ja, der Herr verlässt dich nie! Er läßt dich vielleicht lange auf eine Antwort warten – läßt es zu, daß du dich wie die Jünger bis zur vierten Nachtwache auf stürmischer See abmühst, ohne daß dir Hilfe zuteil wird. – Er kann schweigen und strenge erscheinen, aber jeden Augenblick darfst du wissen, daß alles, was dich betrifft, zuerst an Seinem heiligen, mitfühlendem Herzen vorbeigeht, und Er dir nichts zumutet, das über deine Kräfte ginge! (Lies Hebr. 4,14–16; 12,2.3.)
(Mittwoch, 29. Juli 1953)