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5. Josefs Brüder belügen ihren Vater und täuschen seinen Tod vor. Josef wird in Ägypten an einen Beamten Pharaos verkauft (1. Mose 37,29 - 36)
1. MOSE 37,29-35
29 Als nun Ruben wieder zur Grube kam und fand er Joseph nicht darin, zerriß er sein Kleid 30 und kam wieder zu seinen Brüdern und sprach: Der Knabe ist nicht da! Wo soll ich hin? 31 Da nahmen sie Josephs Rock und schlachteten einen Ziegenbock und tauchten den Rock ins Blut 32 und schickten den bunten Rock hin und ließen ihn ihrem Vater bringen und sagen: Diesen haben wir gefunden; sieh, ob's deines Sohnes Rock sei oder nicht. 33 Er erkannte ihn aber und sprach: Es ist meines Sohnes Rock; ein böses Tier hat ihn gefressen, ein reißendes Tier hat Joseph zerrissen. 34 Und Jakob zerriß sein Kleider und legte einen Sack um seine Lenden und trug Leid um seinen Sohn lange Zeit. 35 Und alle seine Söhne und Töchter traten auf, daß sie ihn trösteten; aber er wollte sich nicht trösten lassen und sprach: Ich werde mit Leid hinunterfahren in die Grube zu meinem Sohn. Und sein Vater beweinte ihn.
1. KORINTHER 15,33.34
33 Lasset euch nicht verführen! Böse Geschwätze verderben gute Sitten. 34 Werdet doch einmal recht nüchtern und sündigt nicht! Denn etliche wissen nichts von Gott; das sage ich euch zur Schande.
Als Ruben wieder zur Grube kam, um seinen Bruder heimlich zu retten, fand er ihn nicht mehr. Es wurde ihm nur zu klar, daß seine klug eingefädelte Berechnung nichts genutzt hatte. Was sollte er nun dem Vater sagen? Wie sollte er dessen Enttäuschung beschwichtigen? Würde er selbst je für sein eigenes Inneres wieder Frieden finden können? Wahrlich, wir erleben es immer wieder: Wer der Sünde nicht ganz energisch absagt – wer ihr auch nur den kleinen Finger gibt, den packt sie ganz! Der Herr schenke uns doch allezeit klare Augen, daß wir die Anschläge Satans rechtzeitig und völlig durchschauen und in der Kraft des Herrn überwinden! (Lies Röm. 12,21; 3. Joh. 11; Ps. 52,1–5; [Luther 52,1–6].)
Nichts Gutes ahnend, kehrte Ruben zu seinen Brüdern zurück und sprach: „Der Knabe ist nicht mehr da!“ Was soll ich dem Vater antworten, wenn er von mir Rechenschaft fordert?“ „Schweig doch still!“ – herrschten ihn die Brüder an. Es war ihnen klar, daß ein Mittel gefunden werden mußte, um die Schuld dem Vater gegenüber zu verdecken. Daraufhin nahmen sie Josephs Rock, zerrissen ihn und tauchten ihn in das Blut eines eben geschlachteten Ziegenböckleins und sandten ihn durch einen Sklaven ihrem Vater. Selber hätten sie ihm jetzt nicht begegnen mögen. Erst wollten sie die furchtbaren Gewissensanklagen in ihrem Innern abschwächen. Daß jedoch über unvergebene Sünden kein Gras wächst, daß man sein Gewissen wohl unterdrücken, aber nicht befreien kann, das bedachten sie nicht! [Lies Ps. 139,1–12.23.24; Pred. 12,13.14; Röm. 2,16.]
Als sie schließlich nach Hause zurückkehrten, da fanden sie den Vater um Jahre gealtert. Wie beklommen waren sie! Wie mußten sie sich verstellen, wenn sie den Vater zu trösten suchten! – Herr, laß doch in meinem Herzen und Gewissen diese Geschichte ausrichten, wozu Du sie mir vor Augen stellst.
(Sonntag, 26. April 1953)