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1. Josefs Brüder sind ihm feind, weil er Jakobs liebster Sohn ist und Herrschafts-Träume hatte (1. Mose 37,1 - 11)
1. MOSE 37,5-11
5 Dazu hatte Joseph einmal einen Traum und sagte zu seinen Brüdern davon; da wurden sie ihm noch feinder. 6 Denn er sprach zu ihnen: Höret doch, was mir geträumt hat: 7 Mich deuchte, wir banden Garben auf dem Felde, und meine Garbe richtete sich auf und stand, und eure Garben umher neigten sich vor meiner Garbe. 8 Da sprachen seine Brüder zu ihm: Solltest du unser König werden und über uns herrschen? und sie wurden ihm noch feinder um seines Traumes und seiner Rede willen. 9 Und er hatte noch einen andern Traum, den erzählte er seinen Brüdern und sprach: Siehe, ich habe einen Traum gehabt: Mich deuchte, die Sonne und der Mond und elf Sterne neigten sich vor mir. 10 Und da das seinem Vater und seinen Brüdern gesagt ward, strafte ihn sein Vater und sprach zu ihm: Was ist das für ein Traum, der dir geträumt hat? Soll ich und deine Mutter und deine Brüder kommen und vor dir niederfallen? 11 Und seine Brüder beneideten ihn. Aber sein Vater behielt diese Worte.
1. KORINTHER 8,2
So aber jemand sich dünken läßt, er wisse etwas, der weiß noch nichts, wie er wissen soll.
Josephs Träume waren von Gott gegeben und hatten Zukunftsbedeutung für sein Leben. Der Vater Jakob schalt ihn allerdings; denn er empfand die große Gefahr der Überhebung für den jungen Sohn! Von der geistlichen Segnung bis zum geistlichen Hochmut ist ja nur ein Schritt! Paulus schreibt seinen geliebten Korinthern: „Wer da meint, er stehe fest, der sehe zu, daß er nicht doch noch zu Fall komme!“ „Glückselig der Mensch, der sich beständig fürchtet. Wer dagegen sein Herz verhärtet – in Einbildung, Hochmut oder irgend einer anderen Sünde, der wird ins Unglück fallen.“ (Lies Spr. 16,18; 28,14; Röm. 11,19–21.)
Im stillen empfand Jakob gut, daß diese Träume seines geliebten Sohnes durchaus nicht bedeutungslos waren; er bewegte und bewahrte sie in seinem Herzen. [Vgl. Luk. 2,33.51.]
Josephs Brüder aber waren eifersüchtig auf ihn. Sie empfanden unwillkürlich, daß über dem Leben ihres jungen Bruders ein heiliges Geheimnis schwebte – daß er Gott nahe stand! [Lies Hiob 29,2–6; Ps. 25,14; Spr. 3,32.]
Ach, wenn sie sich nur dadurch hätten locken und ziehen lassen – es hätte ihnen die gleiche Gnade geschenkt werden können. Aber sie wollten gar nicht Gottes Licht und Gottes Nähe. Dennoch beneideten sie ihren Bruder; ja sie haßten ihn noch mehr um seiner Träume und um seiner Worte willen. Wie verkehrt ist doch das natürliche Menschenherz! – Selig sind jene Knechte und Mägde des Herrn, die sich nicht durch die Torheit oder den Haß ihrer Nebenmenschen entmutigen lassen, den Lammesweg unverwandt vorwärts zu gehen. Wie unser Herr und Haupt auf diesem Leidensweg vollendet wurde, so werden auch sie auf demselben vollendet werden. Einst kommt die Stunde, wo sie – wie Joseph – zu ihren Brüdern sagen dürfen: „Ihr gedachtet es böse zu machen, Gott aber gedachte es gut zu machen!“ (Lies 1. Mose 50,20; Ps. 56,1–4; [Luther 56,1–5]; Matth. 5,11.12.)
(Sonntag, 12. April 1953)