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43. Mit List gelingt es Dinas Brüdern, aus Rache die Männer der Stadt umzubringen und all ihre Habe zu erbeuten (1. Mose 34,13-31)
1. MOSE 34,13-31
13 Da antworteten Jakobs Söhne dem Sichem und seinem Vater Hemor betrüglich, darum daß ihre Schwester Dina geschändet war, 14 und sprachen zu ihnen: Wir können das nicht tun, daß wir unsere Schwester einem unbeschnittenem Mann geben; denn das wäre uns eine Schande. 15 Doch dann wollen wir euch zu Willen sein, so ihr uns gleich werdet und alles, was männlich unter euch ist, beschnitten werde; 16 dann wollen wir unsere Töchter euch geben und eure Töchter uns nehmen und bei euch wohnen und ein Volk sein. 17 Wo ihr aber nicht darein willigen wollt, euch zu beschneiden, so wollen wir unsere Tochter nehmen und davonziehen. 18 Die Rede gefiel Hemor und seinem Sohn wohl. 19 Und der Jüngling verzog nicht, solches zu tun; denn er hatte Lust zu der Tochter Jakobs. Und er war herrlich gehalten über alle in seines Vaters Hause. 20 Da kamen sie nun, Hemor und sein Sohn Sichem, unter der Stadt Tor und redeten mit den Bürgern der Stadt und sprachen: 21 Diese Leute sind friedsam bei uns und wollen im Lande wohnen und werben; so ist nun das Land weit genug für sie. Wir wollen uns ihre Töchter zu Weibern nehmen und ihnen unser Töchter geben. 22 Aber dann wollen sie uns zu Willen sein, daß sie bei uns wohnen und ein Volk mit uns werden, wo wir alles, was männlich unter uns ist, beschneiden, gleich wie sie beschnitten sind. 23 Ihr Vieh und ihre Güter und alles, was sie haben, wird unser sein, so wir nur ihnen zu Willen werden, daß sie bei uns wohnen. 24 Und sie gehorchten dem Hemor und Sichem, seinem Sohn, alle, die zu seiner Stadt Tor aus und ein gingen, und beschnitten alles, was männlich war, das zu dieser Stadt aus und ein ging. 25 Und am dritten Tage, da sie Schmerzen hatten, nahmen die zwei Söhne Jakobs, Simeon und Levi, der Dina Brüder, ein jeglicher sein Schwert und gingen kühn in die Stadt und erwürgten alles, was männlich war. 26 und erwürgten auch Hemor und seinen Sohn Sichem mit der Schärfe des Schwerts und nahmen ihre Schwester Dina aus dem Hause Sichems und gingen davon. 27 Da kamen die Söhne Jakobs über die erschlagenen und plünderten die Stadt, darum daß sie hatten ihre Schwester geschändet. 28 Und nahmen ihre Schafe, Rinder, Esel und was in der Stadt und auf dem Felde war 29 und alle ihre Habe; alle Kinder und Weiber nahmen sie gefangen, und plünderten alles, was in den Häusern war. 30 Und Jakob sprach zu Simeon und Levi: Ihr habt mir Unglück zugerichtet und mich stinkend gemacht vor den Einwohnern dieses Landes, den Kanaanitern und Pheresitern; und ich bin ein geringer Haufe. Wenn sie sich nun versammeln über mich, so werden sie mich schlagen. Also werde ich vertilgt samt meinem Hause. 31 Sie antworteten aber: Sollten sie denn mit unsrer Schwester wie mit einer Hure handeln?
LUKAS 6,27-37
27 Aber ich sage euch, die ihr zuhört: Liebet eure Feinde; tut denen wohl, die euch hassen; 28 segnet die, so euch verfluchen und bittet für die, so euch beleidigen. 29 Und wer dich schlägt auf einen Backen, dem biete den anderen auch dar; und wer dir den Mantel nimmt, dem wehre nicht auch den Rock. 30 Wer dich bittet, dem gib; und wer dir das deine nimmt, da fordere es nicht wieder. 31 Und wie ihr wollt, daß euch die Leute tun sollen, also tut ihnen gleich auch ihr. 32 Und so ihr liebet, die euch lieben, was für Dank habt ihr davon? Denn die Sünder lieben auch ihre Liebhaber. 33 Und wenn ihr euren Wohltätern wohltut, was für Dank habt ihr davon? Denn die Sünder tun das auch. 34 Und wenn ihr leihet, von denen ihr hoffet zu nehmen, was für Dank habt ihr davon? Denn die Sünder leihen den Sündern auch, auf daß sie Gleiches wiedernehmen. 35 Vielmehr liebet eure Feinde; tut wohl und leihet, daß ihr nichts dafür hoffet, so wird euer Lohn groß sein, und ihr werdet Kinder des Allerhöchsten sein; denn er ist gütig über die Undankbaren und Bösen. 36 Darum seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist. 37 Richtet nicht, so werdet ihr auch nicht gerichtet. Verdammet nicht, so werdet ihr nicht verdammt. Vergebet, so wird euch vergeben.
So verwerflich die Tat Sichems gewesen war – die Schritte und die Mittel, die Jakobs Söhne anwandten, waren eigentlich noch verwerflicher. Sichem hatte ohne Gott gesündigt; Jakobs Söhne jedoch sündigten schwer gegen Gott. Sie mißbrauchten die Beschneidung, das heilige Bundeszeichen, das ihrem Vorvater Abraham das Symbol aufrichtiger Weihe für Gott gewesen war. Nichts ist in Gottes Augen widerlicher, als wenn die ursprünglichen heiligen Zeichen jetzt nur noch als fromme Form dienen müssen! Und wie schlimm ist es gar, wenn die abgrundtiefe und satanische Häßlichkeit unlauter gewordener Menschen mit solchen religiösen Zeichen verdeckt werden soll. [Lies Spr. 26,24–27; vgl. 2. Sam. 13,23–29.]
Wohl war der Schmerz der Brüder über die ihrer Schwester Dina angetane Schmach gerecht. Aber mit ganz unheiligem Zorn und Eifer griffen sie nun ein und handelten wie unwiedergeborene Menschen. Nachdem sie die Beschneidung von den Sichemiten gefordert hatten und diese in Schmerzen lagen, überfielen Simeon und Levi die Stadt und ermordeten nicht nur Hemor und Sichem, sondern die gesamten Männer und Jünglinge der Stadt. Ja, sie plünderten sogar die Häuser und führten die Frauen und Kinder gefangen weg. – Wir dürfen nie ein erlittenes Unrecht benützen, um dem Nächsten einen um so größeren Schaden anzutun! Gott soll und will der Rächer sein. Er spricht: „Mein ist die Rache; Ich will vergelten!“ – Wie sehr bedürfen wir doch meist selbst der Vergebung und der weiteren Heiligung. Deshalb muß es durchaus unser Kennzeichen als Kinder Gottes sein, daß wir unsere Feinde lieben und auch von Herzen Vergebung üben können. Unser Herr Jesus ruft uns zu: „Liebet eure Feinde; segnet die euch fluchen, und tut denen wohl, die euch hassen, damit ihr euch ausweiset als echte Söhne und Töchter eures himmlischen Vaters!“(Lies Matth. 5,44–48; 1. Petr. 2,22.23.)
(Donnerstag, 15. Januar 1953)