Sonntag, den 11. August 1935
2. Mose 36,14-18
Wir stehen noch an der Decke von Ziegenhaar. Es ist gut, wenn wir uns hier daran erinnern, daß am Großen Versöhnungstag Israels zwei Ziegenböcke als Sündopfer vor den Herrn gebracht wurden. Auf den einen derselben mußte der Hohepriester seine Hände legen und alle Ungerechtigkeiten der Kinder Israel und alle ihre Übertretungen und Sünden auf seinen Kopf bekennen. Dann wurde, nachdem der zweite Ziegenbock für die Sünden des Volkes geschlachtet worden war, der erstere in die Wüste geschickt und durfte von dort nie wieder zurückkommen! - Das Blut des anderen Bockes wurde ins Allerheiligste gebracht und auf die Bundeslade gesprengt; und so wurde die Sühnung des Heiligtums vollendet und die Schuld des ganzen Volkes ausgetilgt. (Lies 3. Mos. 16,1-22.) - Der Ernst der Trennung von der Sünde und die Entschlossenheit der Weihe für Gott, welcher in der großen „Decke von Ziegenhaar“ seinen Ausdruck findet und in unserem praktischen Leben zur Geltung kommen soll in allen Einzelheiten: er gründet sich gerade auf jene große Tatsache, daß am Kreuz von Golgatha unser Herr Jesus durch Aufopferung Seines Lebens und Hingabe Seines Blutes unsere Sünden gebüßt und völlig gesühnt hat! - Wie könnten wir, wenn wir um einen so hohen „Preis erlöst worden sind, noch Sünde bestehen lassen in unserem Herzen, in unserer Gedankenwelt, in unserem praktischen Leben? „Wir, die wir mit Christo der Sünde gestorben sind, wie sollten wir noch in ihr leben? Oder wißt ihr etwa nicht, daß wir, so viele auf Christus Jesus getauft worden, auf Seinen Tod getauft worden sind? Wir sind also durch die Taufe auf den Tod mit Ihm begraben! - Wie nun Christus durch die Herrlichkeit Seines Vaters aus den Toten auferweckt worden ist, so wandeln auch wir nun in einem ganz neuen Leben. Es muß uns ganz klar sein, daß unser alter Mensch mit Christus ans Kreuz geschlagen worden ist; dann können wir ja unter keinen Umständen mehr der Sünde dienen! Denn wer gestorben ist, der hat die Sünde hinter sich.“ [Röm. 6,3-7.] - Wenn der Herr unsere Übertretungen so weit von uns entfernt hat wie der Osten ist vom Westen, dann soll dies auch in unserem praktischen Verhalten, in unserer ganzen Gesinnung zum Ausdruck kommen. Es gibt nichts Glückseligeres, nichts Einfacheres, nichts Selbstverständlicheres für jeden erlösten Menschen als die ganze Trennung von der Sünde im täglichen Leben und der Hingabe an Gott - nachdem Vorbild unseres großen Herrn und Heilandes Jesus Christus! - Der Apostel schreibt den galatischen Gotteskindern: „Gnade euch und Friede von Gott, dem Vater, und unserem Herrn Jesus Christus, der Sich Selbst für unsere Sünden geopfert hat, damit Er uns (schon jetzt unserem Herzen und Wandel nach) herausnehme aus der gegenwärtigen, bösen Welt und Zeit! - So war es ja der Wille unseres großen Gottes und Vaters! Darum wollen wir Ihm Herrlichkeit und Ehre darbringen in alle Ewigkeit. Amen.“ - Die Zahl der gewebten Ziegenhaar-Teppiche ist elf; fünf wurden zusammengenäht zu einer Hälfte, sechs zur anderen. Die Zahl Fünf ist die Zahl des praktischen Lebens, vom menschlichen Geist bewegt - (die Hand hat fünf Finger, David nahm fünf glatte Steine aus dem Bach und schlug Goliath!). Sechs ist die Zahl der Arbeit, der Unvollkommenheit, der Mühe und Not. [1. Mos. 31,41; 2. Mos. 16,26; 20,9; 23,10.] So ist also die Zahl Elf eine Zahl dieser Welt mit ihrer Arbeit und Unvollkommenheit, Mühe und Not! Und gerade in einer solchen Welt kann und soll unser Leben, getrennt von der Sünde, hingegeben und aufgeopfert werden für Gott nach dem Vorbild unseres großen Heilandes!