Freitag, den 22. Mai 1925
Sacharja 13,7-9; Jesaja 65,8-25
Dadurch, daß das Schwert Gottes den Hirten schlägt, wird die Herde zerstreut. Dem Elend und dem Verderben, welchem eine hirtenlose Herde preisgegeben ist, ist Israel anheimgefallen, als sein Messias gekreuzigt wurde. Zunächst und für den Augenblick wendet Jesus dieses Wort auf Seine Jünger an; als die Feinde sich Seiner bemächtigten, verließen Ihn alle Jünger und flohen - selbst ein Johannes, selbst ein Petrus. Aber der Auferstandene hat die zerstreute kleine Herde alsbald wieder gesammelt, getröstet und geweidet: „Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen!“ Dagegen als Volk ist Israel heute noch zerstreut, weil es keinen Hirten hat. Jesus hat den Juden vor Seinem Leiden gesagt: „Ihr werdet Mich von jetzt an nicht sehen, bis ihr sprechet: ‚Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn!‘“ Ja, nicht für immer hat Gott Seine Hand von Israel abgezogen; Er will sie ihnen gnädig wieder zuwenden, und zwar den Kleinen, den Demütigen und im Geiste Armen unter ihnen: „Gott widersteht den Hochmütigen, den Demütigen aber gibt Er Gnade!“ Dieses Wort wird sich auch an dem Israel der Zukunft bewahrheiten; es wird in der großen Drangsal eine Scheidung geben zwischen den Hochmütigen und den Demütigen, zwischen den Böcken und den Schafen. - Die Hochmütigen werden dem Antichristen zufallen und mit ihm untergehen; die Demütigen werden Christo als ihrem Messias huldigen und nach tiefer Läuterung in die wunderbaren Segnungen des Tausendjährigen Reiches eingehen. [Vgl. Jes. 66,22-24; Hes. 11,17-21.] Die Psalmen, die Propheten bieten hierzu eine Fülle von Bestätigungen! - Die Verse 8 u. 9 reden von dieser furchtbaren Sichtung und Scheidung - „eine Drangsal, dergleichen von Anfang der Welt bis jetzt nicht gewesen ist noch je sein wird. Und wenn jene Tage nicht verkürzt würden, so würde kein Fleisch gerettet werden. Aber um der Auserwählten (der bekehrten Juden, vgl. Matth. 24,15-20!) willen werden jene Tage verkürzt werden!“ [Vgl. Hes. 5,5 - Kap. 6,10; Mal. 3,2-4; Kap. 3,18 - Kap. 4,3.] - Diese „Auserwählten“, um derentwillen die Drangsalszeit abgekürzt wird, sind eben jene „Geringen“ und „Elenden“, jene bußfertigen Juden, welchen der Herr in den schweren Bedrängnissen der Zukunft Seine Hand gnädig zuwenden wird. Während die dem Antichristen huldigenden Hochmütigen (zwei Drittel des Volkes!), „ausgerottet werden und verscheiden“ unter dem göttlichen Vernichtungsgericht, wird ein dritter Teil des Judenvolkes übrigbleiben - jene „Auserwählten“, welche der Herr aber eigentlich erst auserwählt machen wird im Ofen des Elends. [Jes. 48,1-10.] Auch für dich und mich gilt es: „Siehe, glückselig der Mensch, den Gott straft! So verwirf denn nicht die Züchtigung des Allmächtigen. Denn Er bereitet Schmerz und verbindet; Er zerschlägt und Seine Hände heilen! In sechs Drangsalen wird Er dich erretten, und in sieben wird dich kein Übel antasten!“