Sonnabend, den 23. Mai 1925
Sacharja 13,9; [Matthäus 24,1-51]
Die Läuterung der Juden in der letzten schweren Drangsal vergleicht Gott mit dem Feuer des Schmelzofens, in welchem Silber und Gold von den Schlacken befreit und ihrem Herrlichkeitszweck entsprechend gestaltet werden. Dieses Bild begegnet uns immer wieder in der Schrift. Psalm 66 zeigt uns prophetisch jenes „Drittel“ - jenen gläubigen Überrest der Juden und läßt uns nach bestandener Erprobung ihren Jubelgesang für Gott hören: „Preiset, ihr Völker, unseren Gott, und lasset hören die Stimme Seines Lobes! Der unsere Seele am Leben erhalten und nicht zugelassen hat, daß unsere Füße wankten. Denn Du hast uns geprüft, o Gott; Du hast uns geläutert, wie man Silber läutert. Du hast uns ins Netz gebracht, hast eine drückende Last auf unsere Lenden gelegt. Du hast Menschen reiten lassen auf unserem Haupte; wir sind ins Feuer und ins Wasser gekommen. Aber Du hast uns herausgeführt zu überströmender Erquickung! - Ich will eingehen in Dein Haus mit Brandopfern, will Dir bezahlen meine Gelübde, wozu sich weit aufgetan meine Lippen und die mein Mund ausgesprochen hat in meiner Bedrängnis. … Kommt, höret zu, alle, die ihr Gott fürchtet und ich will erzählen, was Er meiner Seele getan hat!“ (Lies Spr. 17,3; Jes. 43,1-3; Jer. 9,7.)
Auch im Neuen Testament hören wir: „Ihr seid jetzt eine kleine Zeit, wenn es nötig ist, betrübt durch mancherlei Versuchungen; auf daß die Bewährung eures Glaubens, viel köstlicher als die des Goldes, das vergeht, aber durch Feuer erprobt wird, erfunden werde zu Lob und Herrlichkeit und Ehre in der Offenbarung Jesu Christi!“ Und Jakobus schreibt den geliebten Gläubigen: „Achtet es für lauter Freude, meine Brüder, wenn ihr in bunte Anfechtung hinein kommet, da ihr ja wißt, daß die Bewährung eures Glaubens Ausharren bewirkt! Das Ausharren aber habe ein vollkommenes Werk, auf daß ihr vollkommen und vollendet seid und in keinem Stück Mangel habt!“ Ja, der Apostel Paulus sagt: „Wir rühmen uns der Trübsale (oder Drangsale), da wir wissen, daß die Trübsal Ausharren bewirkt, das Ausharren aber wirkt Erfahrung, die Erfahrung aber Hoffnung. Die Hoffnung aber beschämt nicht, denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, welcher uns gegeben worden ist!“ - Die Bedrängnisse und Nöte, durch welche Gott jedes Seiner Kinder führt, bedeuten also zunächst nicht Freude, sondern Betrübnis; wenn wir aber in denselben stillehalten, unserem liebenden Gott vertrauen, nicht so sehr nach schneller Befreiung, als vielmehr nach gründlicher Unterweisung und nach vermehrtem Fruchtbringen für Gott trachten, dann wird Herrlichkeit der Ausgang sein und Lobpreis gegen unseren wunderbaren Gott! (Lies Hebr. 12,1-17.) - Wir sehen in unserem Vers die köstlichen Früchte praktischer Demut und wunderbarer Segnung, welche dem Überrest des Volkes Israel aus der letzten großen Drangsal erwachsen: Vertrauter und erfolgreicher Gebetsumgang mit Gott - Gebete, die Antwort von Gott erlangen und Gottes Anerkennung: „Es ist Mein Volk!“ Und aus dieser glückseligen Gemeinschaft heraus das jubelnde Bekenntnis: „Jehova ist mein Gott!“
Innigere Gemeinschaft mit Gott als vorher - wahrlich, das ist die kostbarste Frucht schwerer Läuterung! [Vgl. Jes. 58,8-15; 65,24; Hos. 2,16-23; Joel 2,32.]