Sonntag, den 18. Juni 1922
Epheser 5,22 - 6,4; Kolosser 3,18-21; Psalm 127,1
Wieviel hat unser Vers doch allen zu sagen, die Menschen zu überwachen und zu versorgen haben in irgend einem Sinne! Es mögen Eltern, Lehrer, Hauseltern, Kinderschwestern, Krankenpfleger usw. noch so aufmerksam die ihnen anvertrauten Menschenkinder nach Leib, Seele und Geist überwachen, sie zu pflegen und zu erziehen suchen - wenn sie es nicht betend tun, wenn sie nicht ihre gänzliche Abhängigkeit von Gott fühlen und Seine Erleuchtung, Seine Liebe, Seine Weisheit täglich neu in Anspruch nehmen, dann ist all ihr Bemühen vergeblich! - Wie verantwortungsvoll ist es doch in jedem Fall, über andere gesetzt zu sein, andere versorgen, erziehen, anleiten zu sollen. - Kinder Gottes suchen all ihre irdischen Aufgaben und Pflichten im Blick auf die nahe Ewigkeit zu erfüllen. Sie stehen in Gottes Dienst und Auftrag da und werden ihre Kraft und Weisheit nur aus Seinem Wort und Seiner Gnade empfangen können! - Die höchste derartige Aufgabe haben wohl Eltern von Gott erhalten - insbesondere die Mütter. Keines Menschen Einfluß ist so vielsagend und weitreichend - von so hoher Bedeutung für die Zeit und für die Ewigkeit des Kindes, als der der Mutter! Wie die Frauen und Mütter eines Volkes sind, so ist das Volk. Einem Manne geht es für sein ganzes Leben als Segen oder Unsegen nach, wie seine Mutter war - wie sie ihn vom uranfänglichsten Dasein an beeinflußt, gebildet und erzogen hat. Deshalb wird uns in der Geschichte der Könige Israels und Judas in so vielen Fällen gesagt, wer und wie ihre Mutter war. [Vergl. 1. Kön. 14,21.22; 15,1-3.10.11; 2. Kön. 18,1-3 u. v. a.] Welch eine gewaltige Wirkung hat doch das Vorbild der Mutter im guten oder im schlechten Sinne schon auf das kleine Kind und hernach auf das große!