Mittwoch, den 17. März 1915
Psalm 80,8-16
Mit dem Weinstock, den Gott aus Ägypten zog, ist Israel gemeint (vergl. Jes. 5,1.2; Jer. 2,21.22). Was hier gesagt ist von der Ausdehnung seiner Reben bis an das Meer und bis an den Strom, wurde erfüllt in den Tagen Davids und Salomos. Wie ein ferner Traum lagen jene Zeiten des Glanzes hinter dem prophetischen Sänger, der ringsumher nur Elend schaut. Durch den Abfall und den Götzendienst der Könige und des Volkes in Israel und Juda war der Verfall, die Verwüstung gekommen. Wer konnte nachher in dem götzendienerischen, bedrängten und zertretenen Volke noch den Weinstock erkennen, den Jehova gepflanzt hatte? - Der Psalmist beschäftigte sich mit dem Jammer Israels. Jedoch weil diese Worte göttlich sind durch den Heiligen Geist, so finden sie Anwendung auf treulose und verweltlichte Gläubige. Wie mancher Lebensweg einst gesegneter, glückseliger Kinder Gottes ist auch so in die Tiefe gegangen, in das Elend innerlich und äußerlich! So ist es auch mit mancher Gemeinde gegangen, einst blühend, fruchtbringend - nachher kraftlos, verweltlicht. In Jak. 4 finden wir Zustände in der Gemeinde Jesu, welche nicht nur im geistlichen Sinne, sondern auch im Blick auf das irdische Gedeihen dem Bilde entsprechen, welches dieser Psalm von dem Jammer Israels entwirft. Das Leben solcher Christen wird vor den Augen der Welt entweder ein Zerrbild oder eine völlige Verleugnung des Christentums. Von Triumph über Satan, Sünde, Welt und Tod ist nicht mehr die Rede. Wie gut, wenn die Gläubigen in solchen trost- und friedelosen Zuständen den ganzen Jammer fühlen und wirklich anfangen, mit Ernst um Hilfe und Rettung zu schreien. Aber auch da, wo der Verfall nicht so offenbar ist, gibt es bei manchen Kindern Gottes einen schmerzlichen Unterschied zwischen einst und jetzt. Wie ist es bei mir?