BIBELLESEZETTEL von Chr. von Viebahn

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JAHRGANG 1915
März 1915

Dienstag, den 16. März 1915


Psalm 80,1-7

Israel, in Drangsal tief gebeugt, fleht um Errettung. Der Psalmist gedenkt des herrlichen, gewaltigen Thrones Gottes über den Cherubim (vergl. Hes. 1,22-28). Zugleich wird Jehova angerufen als der Gott der Heerscharen, dem die tausendmal Tausende Seiner Engel dienen (vergl. Dan. 7,10). Von diesen Heerscharen sagte Elisa: „Mehr sind derer, die bei uns, als derer, die bei ihnen sind“ (2. Kön. 6,14-17). Trotzdem er Jehova und Seine Macht also kennt, ist sich der geheiligte Sänger bewußt, daß Gottes Zorn wider das Gebet Seines Volkes raucht. Wie gewaltig, wie erschütternd ist dies für einen Gottesfürchtigen! Ein ganzes Volk betet, fleht um Rettung, aber statt Erhörung raucht der Zorn Jehovas wie aus einem flammenden Feuer den Betenden entgegen. Muß man da nicht Wehe rufen über solches Volk? Es gibt also Zustände im Volke Gottes - auch bei gläubigen Christen -, welche das Flehen um Hilfe und Rettung lange völlig wirkungslos machen. Nicht eher wird der gerechte Zorn und die Züchtigung Gottes über ihre Untreue, Verleugnung, Unreinigkeiten abgewendet werden, als eine wirkliche Beugung des Herzens erfolgt, ein aufrichtiges Bekenntnis, Reinigung und Heiligung. Wie es einen gerechten Zorn eines treuen Vaters gibt über die Schmach, die ihm ein treuloser Sohn angetan hat, so auch zwischen Gott und Seinen Kindern. Die Bitte: „Führe uns zurück und laß Dein Angesicht leuchten!“ wird nicht eher Gewährung finden, als bis die Untreuen, der Götzendienst, die Befleckungen als Sünde bekannt und wirklich weggeschafft sind. Es ist so wichtig, festzuhalten, daß es bei Gott niemals an der Macht fehlt, den Seinigen zu helfen, es fehlt auch nicht an der Liebe - die Frage ist aber, ob nicht bei den Gläubigen Zustände vorhanden sind, welche ihre Gebete wirkungslos machen. Wie ernst sind auch diese Psalmworte für unser deutsches Volk im Blick auf den gegenwärtigen Krieg!

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