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4. Mose 22,21-28
21 Da stand Bileam des Morgens auf und sattelte seine Eselin und zog mit den Fürsten der Moabiter. 22 Aber der Zorn Gottes ergrimmte, daß er hinzog. Und der Engel des HERRN trat ihm in den Weg, daß er ihm widerstünde. Er aber ritt auf seiner Eselin, und zwei Knechte waren mit ihm. 23 Und die Eselin sah den Engel des HERRN im Wege stehen und ein bloßes Schwert in seiner Hand. Und die Eselin wich aus dem Wege und ging auf dem Felde; Bileam aber schlug sie, daß sie in den Weg sollte gehen. 24 Da trat der Engel des HERRN in den Pfad bei den Weinbergen, da auf beiden Seiten Wände waren. 25 Und da die Eselin den Engel des HERRN sah, drängte sie sich an die Wand und klemmte Bileam den Fuß an der Wand; und er schlug sie noch mehr. 26 Da ging der Engel des HERRN weiter und trat an einen engen Ort, da kein Weg war zu weichen, weder zur Rechten noch zur Linken. 27 Und da die Eselin den Engel des HERRN sah, fiel sie auf ihre Knie unter Bileam. Da ergrimmte der Zorn Bileams, und er schlug die Eselin mit dem Stabe. 28 Da tat der HERR der Eselin den Mund auf, und sie sprach zu Bileam: Was habe ich dir getan, daß du mich geschlagen hast nun dreimal?
2. Petrus 2,12-17
12 Aber sie sind wie die unvernünftigen Tiere, die von Natur dazu geboren sind, daß sie gefangen und geschlachtet werden, lästern, davon sie nichts wissen, und werden in ihrem verderblichen Wissen umkommen 13 und den Lohn der Ungerechtigkeit davonbringen. Sie achten für Wollust das zeitliche Wohlleben, sie sind Schandflecken und Laster, prangen von euren Almosen, prassen mit dem Euren, 14 haben Augen voll Ehebruchs, lassen sich die Sünde nicht wehren, locken an sich die leichtfertigen Seelen, haben ein Herz, durchtrieben mit Geiz, verfluchte Leute. 15 Sie haben verlassen den richtigen Weg und gehen irre und folgen nach dem Wege Bileams, des Sohnes Beors, welcher liebte den Lohn der Ungerechtigkeit, 16 hatte aber eine Strafe seiner Übertretung: das stumme lastbare Tier redete mit Menschenstimme und wehrte des Propheten Torheit. 17 Das sind Brunnen ohne Wasser, und Wolken, vom Windwirbel umgetrieben, welchen behalten ist eine dunkle Finsternis in Ewigkeit.
Daß Bileam es tatsächlich wagte, diesen Weg einzuschlagen, obwohl er im innersten Grunde gut wußte, daß Gott es nicht wollte (V. 12), das erweckt Gottes heiligen Zorn! Die in V. 20 gegebene Erlaubnis änderte hieran nichts; denn diese hatte Bileam nur erzwungen! - Um dem verstockten Propheten Seinen Zorn fühlbar zu machen, stellt sich „der Engel Jehovas“ - Jehova Selbst in geheimnisvoller Gestalt (1. Mos. 18,2.17.20.22; 2. Mos. 3,2-4 u. v. a.) - ihm in den Weg.
„Gegen den Verkehrten erzeigst Du Dich entgegenstreitend!“ Doch weder der verblendete Prophet noch seine beiden Knechte merken etwas. Nichts verblendet ja den Menschen mehr als Ungehorsam, Eigenwille und Habsucht. Die Eselin jedoch, das unvernünftige Tier, sah den Engel mit dem gezückten Schwerte und bog vor der drohenden Erscheinung vom Wege ab. (Vgl. 1. Mos. 3,24; Jos. 5,13!)
Dieses Ausweichen, für das er keinen Grund sah, ärgerte den Propheten (Menschen mit einem schlechten Gewissen sind stets reizbar!) und mit Schlägen will er das Tier wieder auf den Weg bringen. Nun tritt der Engel dem verkehrten Manne an einer neuen, noch engeren Stelle entgegen. Und wiederum ist es die Eselin, welche den Engel sieht und sich an die Mauer drängt, dabei den Fuß ihres Reiters einklemmend. Ärgerlich hierüber, schlägt Bileam sie von neuem: „Der Unmut des Toren tut sich kund!“ - Schließlich stellt sich ihm der Engel ein drittes Mal in den Weg. Und da hier auch nicht die kleinste Möglichkeit war, auszuweichen, die Eselin sich aber vor dem Engel mit dem gezückten Schwerte fürchtete, so legte sie sich einfach unter ihrem Reiter nieder. Nun jedoch entbrannte der Zorn Bileams aufs äußerste, und er schlug das hilflose Tier mit dem Stock. „Da tat der Herr den Mund der Eselin auf und sie sprach zu Bileam: ,Was habe ich dir getan, daß du mich nun dreimal geschlagen hast?‘“
Diese wunderbare Begebenheit, daß ein sprachloses Tier mit Menschenstimme redete und auf solche Weise der Torheit des Propheten entgegentrat, glauben die Ungläubigen nicht und wollen dieselbe gegen die Zuverlässigkeit der Heiligen Schrift ins Feld führen. Wir sind aber trotzdem in guter Gesellschaft, wenn wir ganz kindlich alles, was die Schrift sagt, für wahr halten - auch, daß Bileams Eselin hier mit Menschenstimme sprach! Denn der Apostel Petrus hat es auch geglaubt (2. Petr. 2,16) und Paulus (Apg. 24,14) und die übrigen Apostel auch, sowie die edelsten, klügsten und besten Menschen aller Zeiten!
„Vor Königen will ich reden von Deinen Zeugnissen und mich nicht schämen! Das Zeugnis des Herrn ist zuverlässig!“ - Und der Herr Jesus Selbst versichert uns, daß kein Strichlein vom Gesetz wegfallen wird, also auch nicht die Geschichte von Bileams Eselin! Und wenn mein Gott Himmel und Erde erschuf und erhält - wenn Er meinen Odem erhält und jedes Jahr neu Pflanzen und Bäume grünen und Frucht tragen läßt, auch sonst noch so unzählige Wunder tut, dann ist es nichts Erstaunliches, wenn Er, um einen törichten Propheten zur Besinnung zu bringen, auch einer Eselin einmal Menschenstimme verleiht!
(Freitag 5. November 1926)